Unter Askese verstand Schopenhauer im engeren Sinne die „vorsätzliche Brechung des Willens, durch Versagung des Angenehmen und Aufsuchen des Unangenehmen, die selbstgewählte büßende Lebensart und Selbstkasteiung, zur anhaltenden Mortifikation des Willens“.[i]
Arthur Schopenhauer war weder „Bonvivant“ noch Asket. Er lebte, wie erwähnt und wie er selber schrieb, von den Zinsen seines Erbteils „höchst bequem und anständig“. Zudem trugen ihm in seinen letzten Lebensjahren die neuen Auflagen seiner Schriften, für die er früher kaum Gratisverleger gefunden hatte, „Erkleckliches“ ein, so dass er noch zum „Erwerbsmanne“ wurde.[ii]
Seine Wohnungen waren einfach. Ein Besucher schrieb 1857 von einer bescheidenen Stube mit einer ärmlichen Einrichtung, „der man höchstens etwa einen armen Studenten als Insassen zugetraut hätte“.[iii] „Erst nach seinem fünfzigsten Jahre schaffte er sich eigenes Mobiliar an. Für feineren Komfort und ästhetische Ausschmückung seiner Umgebung hatte er wenig Sinn.“ Mit dem Umzug von der Schönen Aussicht Nr. 17 in die Nr. 16 konnte er ein „wirklich würdiges Logis“ beziehen und seine dreitausend Bände umfassende Bibliothek darin aufstellen.[iv]
Der Philosoph arbeitete jahrelang täglich nur am Vormittag und bloss drei bis vier Stunden. Er hatte, wie er 1858 Friedrich Arnold Brockhaus schrieb, seit 25 Jahren die unverbrüchliche Maxime, „direkt für den Druck nicht anders, als die ersten 2 Morgenstunden hindurch zu schreiben; weil nur dann der Kopf Alles ist, was er seyn kann. Die übrigen Stunden sind brauchbar zum Nachschlagen und Lesen angezogener Stellen etc.“.[v] Seine Mahlzeiten nahm er „im billigen Abonnement an der Table d'hôte“ im „Englischen Hof“ ein, weil seine Haushälterin nicht kochen konnte. Seinen Kaffee bereitete er selber zu.[vi] Der Philosoph erfreute sich eines „starken Appetits“, liebte die Freuden der Tafel und wusste „einen guten Tropfen zu schätzen“.[vii]
[i] D, 1, S. 463.
[ii] GBr (1978), S. 46. Gespr, S. 386.
[iii] Gespr, S. 304-305.
[iv] Gwinner, 1922, S. 193. Angelika Hübscher, S. 287, 266.
[v] GBr (1978), S. 432. Gwinner, S. 528.
[vi] Gwinner, S. 528-529. Angelika Hübscher, S. 287.
[vii] Gwinner, S. 530, 533. Schopenhauers Anekdotenbüchlein, S. 34.
Die weiteren Teile der Serie «Arthur Schopenhauer als Menschenfreund» finden Sie in unserem Schopenhauer-Dossier.