«Ich bin ein neugieriger Mensch», sagt Gabriel Imhof über sich selbst. So ist für den 32-jährigen Religionspädagogik-Studenten aus St.Gallen das Wiborada-Projekt eine grosse Faszination. Vom Projekt erfahren hatte der regelmässige Gottesdienstgänger bei einer Predigt in der Kathedrale.
Wiborada – eine Mystikerin
Die beinahe unbekannte Stadtheilige hat Imhof schnell in ihren Bann gezogen. «Ich fand krass, welchen Einfluss sie zu ihrer Zeit hatte. Dass man damals auf eine Frau wie sie hörte und man ihre Ratschläge ernst nahm, das ist nicht selbstverständlich.»
Für ihn ist Wiborada in erster Linie eine Mystikerin. «Mystik, die Fragen 'Was tut dem Menschen gut?' oder 'Was ist meine Aufgabe in der Welt?', das zieht mich an.» Mystiker haben für Gabriel Imhof etwas Befreiendes. «Sie waren grundsätzlich unbequeme Menschen, die gegen den Strom schwammen. Und das gibt vielen Menschen Hoffnung.»
Auf das Herz hören
Auch Wiborada schwamm gegen den Strom. Eine Szene findet Imhof besonders prägend: Wiborada stammte aus einer wohlhabenden Familie. Bei einem Gottesdienstbesuch an einem Festtag sollte sie in vornehmen Kleidern auf dem Pferd zur Kirche reiten. Offenbar sollte sie an diesem Tag verkuppelt werden – im Alter von 14 Jahren.
Da soll Wiborada auf einmal starke Kopfschmerzen bekommen haben, worauf sie sich die fürstlichen Kleider vom Leib riss und fortan zu Fuss ging. «Wiborada wollte nicht einfach verheiratet werden, weil es so der gesellschaftlichen Norm entspricht. Sie hat auf ihr Herz gehört», sagt Imhof. «Das sollten wir viel öfter auch machen, denn es ist wichtig für die menschliche Gesundheit. Sich die Fragen zu stellen, was passt mir nicht und was muss ich ablegen.»