Andere wiederum versuchten, dem Direktor zur Vertuschung der eigenen Fehler einen Bären aufzubinden: «Herr Bieri war einmal mit dem Stapeln von Beerenfässern beschäftigt. Vorsichtshalber stellte er eine Karrette und Sägemehl bereit. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Das allerletzte Fass polterte vom Stapel herunter und barst. Schnell wurden die Himbeeren mit Sägemehl zugedeckt und aufgeschaufelt, der Boden gründlich gefegt. Da kamen Sie, Herr Hüeblin, dazu, ausnahmsweise nicht auf dem Höhepunkt des Dramas. Statt eines Tadels wurden die Glückspilze mit einem Lob für ihren Sauberkeitssinn bedacht.» (11)
Ein anderes Mal war beim Sirupabfüllen «der Boden ganz rot. Es begann ein Verhör: ‘Habt ihr ausgeleert?’ – ‘Nein’ – ‘Was ist das auf dem Boden?’ – ‘Wasser’. Sie glaubten dieser einfachen Erklärung nicht, strichen mit dem Finger über den Boden und leckten daran. ‘Da hat es aber noch Zucker drin.’». (12)
Ob die Sache mit Humor beendet wurde oder eine Strafe nach sich zog, wissen wir nicht. Bei Fehlern, die der Firma ökonomisch schadeten, musste «jeder, der einen Schaden verursachte, dafür geradestehen» - ganz egal, welche Stellung er oder sie innehatte. «Herr Füllemann liess einmal aus Unachtsamkeit ein Fass mit Erdbeeren auslaufen. Klar, dass er erwischt wurde. Er hatte für die unbrauchbare Ware während zwei Jahren Raten zu bezahlen.» (13)
Um nicht wie Herr Füllemann jahrelange Lohneinbussen zu haben, überlegten sich andere sogar eine Methode, um Gewinn zu erwirtschaften: «Weil mit Fässern, die Kirschkonfitüre enthielten, nicht sorgfältig genug umgegangen wurde, lief ein Teil der Ware aus. Die Sünder wurden zur Bezahlung der Ware […] verknurrt. Nicht faul kratzten sie die Konfitüre vom Boden weg, kochten sie auf und verkauften sie nachher an die Conservileute mit Gewinn zu einem Franken pro [Kilogramm]. Aus dem Erlös leisteten sie sich einen Güggelifrass. Es soll vorgekommen sein, dass nach diesem Anfangserfolg hie und da ein Fass nicht ganz unfreiwillig auslief.» (14)
Doch auch Direktor Hüeblin zog hin und wieder den Kürzeren: «Früher musste der Blechtrockenofen von Hand beschickt werden. Das Ende der Einbrennzeit fiel nicht immer mit dem Feierabend zusammen (und Überstunden waren eine Selbstverständlichkeit). Wenn Herr Füllemann zu später Stunde die getrockneten Tafeln aus dem Ofen zog, hatte er als Signal für seine Anwesenheit die Lampe bei der Benzinsäule anzuzünden. Einmal vergass er [sie zu löschen]. Sie sahen von der Villa Sana aus Licht im Fabrikareal und rannten in Pantoffeln herunter, um den vermeintlichen Eindringling zu stellen. Sie hatten die Rechnung allerdings ohne Herrn Füllemans Hund Zar gemacht. Er hielt Sie bei der Kühlraumtüre in Schach, bis Sie von Herrn Füllemann erlöst wurden.» (15)
Ein anderes Mal hatten «Herr Avesani und Herr Füllemann 56 Stunden lang ununterbrochen an der Dreschmaschine gearbeitet. Sie statteten der Dreschstelle einen (Kontroll-?)Besuch ab, als Herr Avesani die Maschine reinigte, währen sein Kollege auf dem blossen Boden schlief. Sie schickten die beiden schlafen und gaben ihnen Ihren Wagen […]. Als die zwei gegen Abend wieder zur Dreschstelle kamen, bot sich ihnen ein trauriges Bild. Sie, der Elektriker und der Schlossermeister waren mit den Tücken der Dreschmaschine nicht vertraut genug gewesen. Einer hatte Schrammen im Gesicht (das waren Sie)[,] der andere ein gestauchtes Nasenbein und der dritte eine Beule an der Stirn. Unter der Maschine lagen Zehner und Zwanziger, welche beim Kampf mit den Mächten der Dreschanlage das Weite gesucht hatten.» (16)