Höre ich die Sirene der Polizei oder eines Krankenwagens, setzt sofort das Gedankenkarussell ein: Hatte jemand einen Herzinfarkt? Wurde in der Nachbarschaft eingebrochen?
So geht es mir auch an dem Tag, als ich auf dem Weg in die Notruf- und Einsatzleitzentrale bin und kurz nacheinander ein Krankenwagen und ein Polizeiauto mit Blaulicht an mir vorbeirauschen.
Im Reich von Beata Aepli
Jemand, der weiss, was hinter solchen Einsätzen steckt, ist Beata Aepli. Seit gut 15 Jahren arbeitet sie in der Notruf- und Einsatzleitzentrale – kurz NEZ. Die NEZ koordiniert sämtliche Einsätze von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr für den ganzen Kanton.
Seit Sommer 2025 befindet sich die NEZ St.Gallen auf dem Dach des Einkaufszentrums Lerchenfeld. Herzstück ist der Kommandoraum: Rund 20 Arbeitsplätze, jeder mit fünf Bildschirmen ausgestattet. An einer Wand flimmern rund 30 weitere Monitore – Livebilder von Autobahnen im ganzen Kanton.
Das ist das Reich von Beata. Sie überwacht den Verkehr, sperrt Fahrspuren bei einem Unfall oder schaltet Warnhinweise bei Unterhaltsarbeiten.
Und wenn am Notruftelefon Hochbetrieb herrscht, hilft sie auch dort mit. Mehr als 140 000 Anrufe gingen 2024 in der NEZ ein. An diesem Nachmittag ist es aussergewöhnlich ruhig. «Der Vorführeffekt», sagt Beata.
«Wir brauchen für die Arbeit hier viel Empathie.»
Kaum ausgesprochen, kommt kurz Hektik auf. Eine Autofahrerin meldet, sie sei auf der Autobahn von einem Lastwagen touchiert worden. Beata lokalisiert das Fahrzeug auf ihren Bildschirmen, während ihr Kollege mit der Anruferin spricht.
«Auf keinen Fall auf der Fahrerseite aus dem Auto steigen», warnt der Kollege. Beata bietet eine Patrouille auf, die gerade in der Nähe ist. Drei Minuten später erscheint das Polizeiauto im Videobild, kurz darauf das Feedback: keine Verletzten, keine Verstärkung nötig.