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10.12.2025

Junge Stimmen gestalten Politik an der Jugendkonferenz

In der ersten Dezemberwoche stand im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen die politische Bildung im Mittelpunkt. Drei Schulen aus St.Gallen kamen zusammen, um politische Partizipation aus erster Hand zu erleben.
In der ersten Dezemberwoche stand im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen die politische Bildung im Mittelpunkt. Drei Schulen aus St.Gallen kamen zusammen, um politische Partizipation aus erster Hand zu erleben. Bild: zVg
Die dritte JugendkonferenzSGAIAR in Trogen brachte Anfang Dezember 64 Jugendliche aus drei St.Galler Schulen zusammen. Während einer intensiven Woche setzten sie sich mit Demokratie, politischer Teilhabe und gesellschaftlichen Herausforderungen auseinander und präsentierten ihre eigenen Gesetzesvorschläge vor Vertretern der Politik.

In der ersten Dezemberwoche stand im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen die politische Bildung im Mittelpunkt. Drei Schulen aus St.Gallen kamen zusammen, um politische Partizipation aus erster Hand zu erleben.

In interdisziplinären Workshops, Kommissionssitzungen und einer Sessionssimulation befassten sich die 64 Jugendlichen aus St.Gallen (Gallusschulhaus / Meitleflade sowie Klosterschulhaus / Buebeflade) und Bazenheid (Oberstufe Bazenheid) mit aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Gleichberechtigung, mentaler Gesundheit und Mobilität.

Dabei lernten die Jugendlichen, demokratische Prozesse zu verstehen und aktiv mitzugestalten, fundierte Meinungen zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und eigene Lösungen zu gesellschaftlichen Herausforderungen zu erarbeiten.

«Die Jugendlichen haben die drei Themen Mobilität, Gleichberechtigung und mentale Gesundheit gut aufgearbeitet und anschliessend in konkrete Gesetzesanträge übersetzt», betont Andy Benz-Schmidheiny, Mitglied des Bildungsrates des Kantons St.Gallen.

Bild: zVg

Vom Marktplatz in die politische Arena

Zum zweiten Mal war der sogenannte Marktplatz Bestandteil der Konferenz. In der Turnhalle des Kinderdorfes tauschten sich die Jugendlichen an verschiedenen Marktständen mit Organisationen aus, lernten unterschiedliche Perspektiven kennen und entdeckten vielfältige Engagementmöglichkeiten. Diese Begegnungen sollten sie darin bestärken, eigene Ideen und Forderungen in die Konferenz einzubringen.

Zu den Mitwirkenden gehörten unter anderem Lisa Roth, Gemeindepräsidentin von Trogen, das Jugendparlament SGAIAR, Pro Natura, Fabio Wagner, Gemeinderat Oberuzwil, die Juso St.Gallen, Caritas Schweiz und Hanishha Soosai, UN-Jugenddelegierte der Schweiz.

«Jugendbeteiligungsformate wie die JugendkonferenzSGAIAR sind von zentraler Bedeutung. Sie schaffen geschützte, aber zugleich realitätsnahe Räume, in denen junge Menschen ihre Meinungen äussern, Selbstvertrauen aufbauen und sehen, dass ihre Perspektiven gesellschaftlich relevant sind», erklärt Soosai.

Die 15-jährige Sarina aus der Meitleflade ergänzt: «Der Marktplatz hat mir gezeigt, wie vielfältig das Engagement verschiedener Organisationen ist. Ich habe gemerkt, dass wir selbst etwas bewegen können und Erwachsene unsere Anliegen ernst nehmen.»

Bild: zVg

Arbeit in Kommissionen: Demokratie hautnah erleben

In Kommissionsgruppen erarbeiteten die Teilnehmer Gesetzesentwürfe zu den drei Schwerpunktthemen. In der Kommissionssitzung diskutierten sie Chancen und Risiken ihrer Vorstösse und erfuhren, wie komplex politische Entscheidungsprozesse sind. «Wir mussten Argumente abwägen und Kompromisse finden. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig demokratische Teilhabe ist», sagt der 16-jährige Elon aus Bazenheid.

Zur Abstimmung in der Parlamentssimulation gelangten schliesslich unter anderem Vorlagen für ein «365-Franken-Ticket» im öffentlichen Verkehr, spezielle Schulzimmer für neurodivergente Menschen sowie die Einrichtung von Ombudsstellen zur Förderung gleichberechtigter Arbeitsbedingungen.

«Politische Bildung ist nur dann nachhaltig, wenn sie durch konkretes Handeln und eigene Erfahrungen untermauert wird», betont Benz-Schmidheiny. Gemeinderätin Simone Thoma hebt hervor: «Je früher sich Jugendliche mit politischen Mechanismen befassen, desto einfacher fällt ihnen später die Teilnahme an demokratischen Prozessen.»

Die Jugendlichen entwickelten basierend auf ihren Erfahrungen zudem konkrete Aktionspläne, die sie gemeinsam mit ausserschulischen Partnern weiterverfolgen möchten – etwa Projekte zur Aufklärung über Mülltrennung in Kindergärten oder Mitmachaktionen in Naturschutzgebieten. Die Wirkung dieser Aktionspläne wird im Frühjahr 2026 evaluiert, unter anderem über medienpädagogische Radioprojekte.

Bild: zVg

Ein einzigartiges Kooperationsprojekt

Die JugendkonferenzSGAIAR ist ein gemeinsames Projekt der Pädagogischen Hochschule St.Gallen und der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Beide Institutionen arbeiten seit Jahren eng zusammen, um eine Woche zu gestalten, die politische Bildung nicht nur vermittelt, sondern auch Partizipation erlebbar macht.

Das Format unterscheidet sich bewusst von klassischen Jugendparlamenten: Das Kinderdorf bietet mit seinen interkulturellen Ansätzen, Wohnhäusern und vielfältigen Freizeitangeboten einen besonderen Rahmen, der Solidarität und Zusammenhalt fördert und über die Konferenzwoche hinauswirkt.

pd/ako
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