Wer solche Vorhaben erneut aufs Tapet bringt, ignoriert den Volkswillen und die realen Herausforderungen unserer Zeit. Und wenn Regierungsrätin Susanne Hartmann im «Tagblatt»-Interview sagt, Kanton und Bund würden die beiden Autobahnprojekte erzwingen, wenn sich die Stadtbevölkerung bei einem allfälligen Referendum dagegen äussern würde, zeigt dies vielmehr ein mangelndes Demokratieverständnis.
Veloinfrastruktur und ÖV stärken
Staus verschwinden nicht, wenn wir mehr Strassen bauen. Im Gegenteil: Wir schaffen damit zusätzlichen Verkehr, mehr Lärm, mehr Emissionen und letztlich neue Staus. Wirkliche Lösungen liegen im intelligenten Verkehrsmanagement und in der klaren Priorität für ÖV, Velo und Fussverkehr. Mobility Pricing kann ein Teil der Lösung sein – aber nur, wenn die Einnahmen in umweltfreundliche Alternativen fliessen statt in noch mehr Asphalt.
Gerade in der Sanierungsphase des Rosenbergtunnels müssen wir alles daransetzen, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Die meisten Autos sind mit nur einer Person besetzt, viele Fahrten sind Freizeitwege, und die Fahrzeuge werden immer schwerer und breiter.
Wer hier ansetzt, kann tatsächlich etwas verändern. Gleichzeitig müssen wir Veloinfrastruktur und ÖV stärken, Anreize schaffen und den Modalsplit konsequent in Richtung klimafreundlicher Mobilität verschieben. Auch flexible Arbeitsmodelle sind ein wichtiger Baustein.
Ein Vorhaben, das nicht in die Zeit passt
Ökologisch wie finanziell völlig unsinnig wäre es zudem, bestehende Olma-Hallen zugunsten des Autoverkehrs abzureissen. Gebäude, die noch lange nicht am Ende ihres Lebenszyklus stehen, in die Deponie zu schicken und für Millionen neu zu bauen, passt schlicht nicht in eine Zeit, in der Ressourcenknappheit und Klimaschutz zentrale Themen sind.
Für mich ist klar: Klimaschutz heisst umdenken statt ausbauen. Wir stehen an einem Punkt, an dem technische Lösungen allein nicht mehr reichen. Jahrzehntelang haben wir für jedes Problem eine ingenieurtechnische Antwort gesucht – und damit zwar Wohlstand geschaffen, aber auch die Klimakrise, Ressourcenverschleiss und wachsende Zukunftsängste.
Jetzt brauchen wir neue Antworten, die nachhaltig, zukunftsfähig und gesellschaftlich tragfähig sind. Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen und die Mobilität des 21. Jahrhunderts zu gestalten.
Michael Breu, Co-Präsident GRÜNE Stadt und Region St.Gallen