«Am Mittwoch, 5. November, hat die Stadt St.Gallen unter der Leitung von Baudirektor Markus Buschor das neue Leitbild Bruggen/Haggen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt.
Das Konzept überzeugt auf den ersten Blick: Die geplante Entwicklung wirkt realistisch und sorgfältig durchdacht. Insbesondere der vorgesehene Doppelbahnhof Bruggen/Haggen soll als Impulsgeber für die weitere Entwicklung dienen.
In der Fragerunde zeigte sich jedoch, dass nicht alle Anwesenden restlos überzeugt waren.
So stellte sich etwa die Frage, ob tatsächlich mehr Züge halten werden – gemäss Markus Buschor sind drei zusätzliche Halte vorgesehen. Das Feuerwehrdepot der Feuerwehrkompanie West muss verlegt werden, unklar blieb aber, ob diese Kosten bereits in der Projektrechnung enthalten sind.
Auch die geplanten Änderungen im Strassen- und Veloverkehr werfen Fragen auf. Die Gröblistrasse soll künftig als Fortsetzung der Lehnstrasse höher verlaufen, während der Velovorzugsweg über die Haggenstrasse führen soll – eine Kreuzung, die insbesondere für Velofahrer Richtung Winkeln oder Stadt erhebliche Sicherheitsrisiken bergen dürfte.
Die ursprünglich auf 39 Millionen Franken geschätzten Kosten stammen aus einer Zeit vor drei Jahren.
Seither hat die Baukostensteigerung deutlich angezogen, und es ist offen, ob bei der Detailplanung weitere Kosten dazukommen. Laut Stadtplanung sollen 19 Millionen von der SBB übernommen werden, die restlichen 20 Millionen teilen sich Kanton (6 Mio.) und Stadt (14 Mio.).
Ob das Projekt vors Volk kommt, hängt vom fakultativen Referendum ab. Das Stadtparlament kann bis zu einem Betrag von 15 Millionen selbst entscheiden. Doch bei der angespannten Finanzlage von Stadt und Kanton stellt sich die Frage, ob dies der richtige Zeitpunkt für ein solches Grossprojekt ist.
Gemäss Stadtplanung drängt die Zeit, weil die SBB den Bahnhof Bruggen bis 2027 hindernisfrei umbauen müssen. Die Sanierung am bestehenden Standort sei schwierig, da sich der Bahnhof in einer Kurve befindet.
Dennoch bleibt die Frage: Muss man wirklich 39 Millionen und mehr investieren, um drei zusätzliche Züge halten zu lassen – in einer Stadt, die bereits heute an jeder Ecke hervorragend mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen ist?
Eine spontane Umfrage am Ende der Veranstaltung zeigte ein gespaltenes Bild:
Je rund ein Drittel der Anwesenden sprach sich für, gegen oder unentschieden zum Projekt aus.
Investitionen sind wichtig, damit Entwicklung möglich bleibt – das ist unbestritten. Doch Investitionen müssen auch zur finanziellen Realität passen. Vielleicht wäre jetzt der Moment, innezuhalten und zu prüfen, ob dieses Projekt tatsächlich Priorität haben sollte.»