Die Bildungsforschung spielt in der Lehrpersonenbildung nicht nur inhaltlich eine zentrale Rolle. Angehende Lehrpersonen befassen sich im Studium auch mit den Methoden der empirischen Forschung. Für viele Studierende, die ihre berufliche Zukunft im Klassenzimmer sehen, ist diese auf den ersten Blick trockene Materie nicht gerade ein Wunschfach.
Diesen Umstand thematisiert das «Studienbuch empirische Bildungsforschung» gleich zu Beginn. Zugleich betont es die Bedeutung der Kompetenz, aktuelle Ergebnisse der Bildungsforschung verstehen und bei Bedarf in die eigene Praxis übernehmen zu können. Die dazu nötigen Werkzeuge vermittelt das neue Buch.
Zugang zu Forschungserkenntnissen erleichtern
«Wir wollen Studenten und Lehrpersonen den Zugang zu Erkenntnissen der Bildungsforschung erleichtern», sagt Dr. Franziska Locher, Dozentin und Bildungsforscherin an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen, die das «Studienbuch empirische Bildungsforschung» gemeinsam mit Dr. Valentin Unger, Prof. Dr. Jan Hochweber und Prof. Dr. Christian Brühwiler herausgegeben hat.
Das Buch ist im September im Verlag Julius Klinkhardt / utb erschienen.
Das Werk richtet sich nicht an ein Fachpublikum, sondern in erster Linie an angehende sowie erfahrene Lehrpersonen. Jedes Kapitel beginnt mit einer kompakten Zusammenfassung in Gliederungspunkten und schliesst mit Reflexionsfragen für die Lesenden.
Definitionen, Exkurse, Fallbeispiele und Gedankenexperimente werden in Textkästen hervorgehoben.
Von der Theorie zur Praxis
Der Inhalt ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil führt das Autorteam in das Thema der empirischen Bildungsforschung ein – in ihre Geschichte, ihre aktuelle Bedeutung und ihren Stellenwert für den Lehrberuf.
Zudem wird ein Modell zu evidenzorientiertem Denken und Handeln vorgestellt, das zeigt, wie Lehrpersonen Gelegenheiten erkennen und nutzen können, sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen und sich so professionell weiterzuentwickeln.
Forschungsergebnisse bewerten und selbst forschen
Auf dieser Grundlage werden im zweiten Teil in Gastbeiträgen Wege aufgezeigt, wie Lehrpersonen Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung im Schulalltag nutzen können. So wird beispielsweise erklärt, wie Forschungsergebnisse bewertet und interpretiert werden – inklusive Checkliste im Anhang.
Ebenso stellt das Buch evidenzorientierte Weiterbildungen, Materialien und praxisnahe Formate der Wissenschaftsvermittlung vor.
Unter dem Titel «Selbst Forschungsluft schnuppern» erfahren Lehrpersonen, welche Methoden sie im eigenen Unterricht anwenden können, um mit «Forschendem Lernen» sich und ihren Unterricht weiterzuentwickeln.
Bildungsforschung zugänglich machen
«Bei der Arbeit am Buch haben wir uns von der Frage leiten lassen, wie wir evidenzorientiertes Denken und Handeln von Lehrpersonen fördern und sie dabei unterstützen können», erklärt Franziska Locher.
Ziel sei es gewesen, eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen und das oft schwer greifbare Thema Bildungsforschung verständlich zu machen. Die ersten Reaktionen – insbesondere aus Institutionen der Lehrpersonenbildung – seien durchwegs positiv.