Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Stadt St.Gallen
10.10.2025
10.10.2025 16:58 Uhr

«Festhalten am Zubringer Güterbahnhof ist unverständlich»

«Eine Trennung der Projekte wurde nie ernsthaft geprüft.»
«Eine Trennung der Projekte wurde nie ernsthaft geprüft.» Bild: Astra
Der Bund will die dritte Autobahnröhre durch den Rosenberg und damit die Spange Güterbahnhof in der St.Galler Innenstadt prioritär umsetzen – entgegen dem klaren Volksentscheid vom 24. November 2024. Der überparteiliche Verein gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof warnt vor einer zehnjährigen Baustelle mitten im Stadtzentrum, massiven städtebaulichen Schäden und dem Ignorieren demokratischer Grundsätze.

Der Verein gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof zeigt sich irritiert über die jüngste Ankündigung des Bundes, das Ausbauprojekt in St.Gallen und damit den Autobahnanschluss am Güterbahnhof prioritär umsetzen zu wollen.

Dieses Vorgehen ignoriere den klaren Entscheid der Stimmberechtigten vom 24. November 2024, als die Stadt St.Gallen den Autobahnanschluss mit 55 Prozent Nein-Stimmen deutlich ablehnte, teilt der Verein mit. Auch auf nationaler Ebene sagten 53 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten Nein zum Nationalstrassenausbau.

Dass Bund und Kanton St.Gallen nun trotzdem an der dritten Röhre Rosenberg und damit auch an der umstrittenen «Spange Güterbahnhof» festhalten, ist für den überparteilichen Verein ein Affront gegenüber der demokratischen Willensbildung.

Besonders störend ist, dass es die St.Galler Stadtregierung bis heute nicht schafft, den Willen der eigenen städtischen Bevölkerung öffentlich zu vertreten.

Fehlende Auseinandersetzung mit lokalen Problemen

Der Verein kritisiert zudem, dass sich Bundesrat, Parlament und auch das aktuelle ETH-Gutachten nie ernsthaft mit den städtischen Gegebenheiten auseinandergesetzt haben und die tatsächlichen Auswirkungen im dicht bebauten Stadtzentrum ausblenden. Weder der begrenzte Raum am Knoten St.Leonhard-Brücke noch die fehlenden Kapazitäten des innerstädtischen Strassennetzes wurden berücksichtigt.

Wie auf der Website teilspange.ch dokumentiert, hätte der Bau des Zubringers Güterbahnhof gravierende Folgen für die Stadt: eine gigantische Baustelle mitten im Zentrum während rund zehn Jahren, massive Eingriffe in das Stadtbild, Verlust von Naturflächen im Wattbachtobel sowie eine erhebliche Zunahme des motorisierten Verkehrs im Zentrum. Statt Entlastung drohen Staus, Lärm und eine nachhaltige Beeinträchtigung der Lebensqualität in der Stadt St.Gallen.

«Es ist völlig unverständlich, wie man ein Projekt weiterverfolgen kann, das den Verkehr mitten ins Stadtzentrum lenkt, wertvolle Entwicklungsflächen blockiert und den Volkswillen missachtet. Die Stadtbevölkerung hat das erkannt und das Projekt deshalb abgelehnt», sagt Florim Sabani, Präsident des überparteilichen Vereins gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof.

Kritik an Paketlösung mit dritter Röhre und Spange Güterbahnhof

Besonders störend ist, dass der Bund weiterhin an einer Paketlösung festhält, welche die dritte Röhre des Rosenbergtunnels mit der Spange Güterbahnhof verbindet. Diese Kopplung ist sachlich nicht begründet und verhindert eine ehrliche Auseinandersetzung.

Der Verein fordert seit Jahren, die beiden Teilprojekte zu trennen und separat zu beurteilen; doch diese Möglichkeit wurde bis heute nie ernsthaft geprüft.

Eine unabhängige Bewertung würde klar zeigen, dass der Zubringer Güterbahnhof verkehrlich unnötig und städtebaulich schädlich ist. Offenbar will man an der Maximalforderung festhalten, auch wenn damit das nächste Scheitern vorprogrammiert ist.

Güterbahnhofareal ist Zukunftsraum und kein Autobahnknoten

Das Areal beim Güterbahnhof ist eines der wichtigsten städtebaulichen Entwicklungsgebiete St.Gallens. Hier entscheidet sich, ob die Stadt in Zukunft Platz für Wohnen, Arbeiten, Kultur und nachhaltige Mobilität schafft oder ob sie sich mit einem neuen Autobahnzubringer selbst blockiert.

Der Verein fordert deshalb, das Teilprojekt «Zubringer Güterbahnhof» endlich vom Gesamtprojekt der Engpassbeseitigung zu trennen und separat zu prüfen. Nur so lässt sich verhindern, dass ein überdimensioniertes Strassenprojekt die Stadtentwicklung auf Jahrzehnte hemmt.

Appell an Stadt und Bund

Der Verein ruft den Stadtrat auf, im Sinne der Stimmbevölkerung zu handeln und sich klar gegen den Autobahnanschluss auszusprechen. Gleichzeitig erwartet der Verein vom Bund, die Priorisierung der «Spange Güterbahnhof» aufzugeben.

Der Verein gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof ist ein breites Bündnis, bestehend aus den städtischen Sektionen von SP, Grünen und GLP, Umweltverbänden sowie zahlreichen Privatpersonen, das sich gegen den Bau des Autobahnanschlusses auf dem Güterbahnhofareal in der St.Galler Innenstadt einsetzt.

pd/stz.
Demnächst