Am 10. Januar 2026 ist «Ustrinkete» im Restaurant Quellenhof auf dem Gossauer Bahnhofplatz. «Leider», sagt Geschäftsführer Haris Dzaferovic. Er habe viel Herzblut in den Betrieb gesteckt, aber die Realität zeige, dass die Gastronomie auf keinem einfachen Weg sei. Die Personalsuche sei das grösste Problem. «Sie ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch nur selten erfolgreich», sagt er.
In den vergangenen Monaten habe er oft mit einer Personalvermittlungsagentur zusammengearbeitet, um überhaupt Mitarbeiter für den Service und die Küche zu finden. Diese seien dann meist nur für kurze Einsätze geblieben. «Das ist sehr kostenintensiv», sagt Dzaferovic. Er habe das Glück, dass sein jetziger Koch bis zur Schliessung bleibe und damit bis zum Schluss eine gute Küche gewährleistet sei.
Das Personalproblem sei nur eines von mehreren. Ein anderes: Das Ausgehverhalten habe sich seit der Coronapandemie geändert. «Einen Tag zu planen, ist schwierig geworden», sagt der Gastronom. Es könne sein, dass am Morgen wenige Reservationen vorlägen und das Restaurant am Mittag auf einen Schlag ausgebucht sei. Das Gegenteil sei ebenfalls möglich: «Tische werden reserviert, und ohne zu informieren kommen die Gäste nicht.» Das Personal müsse trotzdem da sein und bezahlt werden.
Schützengarten bedauert den Weggang
Die Liegenschaft «Hotel Quellenhof» wurde 1913 von der Brauerei Schützengarten AG erbaut und zeitgleich mit dem verlegten Bahnhof Gossau am jetzigen Standort am 1. Oktober 1913 eröffnet. Sie gehört noch immer dem St.Galler Unternehmen, das nun einen Nachmieter sucht. «Wir bedauern den Weggang sehr», sagt Nico Breu, Leiter Liegenschaften bei Schützengarten.
Das Restaurant Quellenhof wurde am 1. Juli 2021 nach aufwendigen, mehrmonatigen Renovationsarbeiten von Pächter und BBC-Inhaber Hanspeter Dürr sowie Restaurantleiter Haris Dzaferovic wieder eröffnet. Einen grossen Teil der Renovationskosten hat die Brauerei Schützengarten übernommen.
Designt hat das Interieur Hanspeter Dürr; er ist gelernter Innendekorateur. Die Räume sind modern gestaltet mit Stoffen, die an das Burberry-Karomuster erinnern. Im Fumoir und in den Toiletten sind Gianni-Versace-Tapeten angebracht. Die Frauen- und Herren-Toiletten wurden komplett erneuert.
«Wir wollten ein einladendes Speiserestaurant schaffen, in dem die Leute gerne einkehren», sagte Dürr damals kurz vor der Eröffnung. Seiner Meinung nach hat der «Quellenhof» viel Ausstrahlung und eine gute Küche. «Wir sind kein Gourmet-Restaurant», sagt Dzaferovic. «Aber wir legen Wert auf die Qualität unserer Speisen und auf einen guten Service.»
Die Brauerei Schützengarten sowie die Quellenhof & Wine AG werden gemeinsam per Inserat einen Nachmieter suchen. Was sollte dieser erfüllen? «Wir wünschen uns im ‹Quellenhof› weiterhin eine gut bürgerliche Küche, sind aber auch offen für neue Gastronomiekonzepte, die dem Charakter und der Geschichte des ‹Quellenhofs› gerecht werden», sagt Breu.
Auf der Terrasse haben 60 Gäste Platz, im Restaurant mit Bar 80 und im Fumoir 26. Der «Quellenhof» sei ein hochwertig gestaltetes Restaurant an zentraler Lage, das den idealen Rahmen für anspruchsvolle Gastronomie biete.
Busbahnhof lässt auf sich warten
Nun gelte es abzuwarten, ob und wer sich auf das Inserat melde. Ein Nachmieter müsste nichts neu machen, nichts sanieren, könnte den kompletten Betrieb so übernehmen, wie er dastehe. Ausser vielleicht die Terrasse: Dürr hat vor der Eröffnung geplant, die Terrasse komplett zu ersetzen, wenn der neue Bushof am Bahnhof gebaut ist. Dies hätte dem Restaurant Quellenhof neue Möglichkeiten mit der Aussenbestuhlung eröffnet und neue Kundschaft gebracht.
Ein entsprechendes Konzept liege schon länger vor. «Der Bushof lässt auf sich warten», sagt Dürr. Und es wird vermutlich auch noch dauern, denn ein Rekurs gegen das Bushof-Projekt verhindert seit Langem die Realisierung des Bauvorhabens.