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Leserbrief
Stadt St.Gallen
12.09.2025
13.09.2025 11:47 Uhr

«Stadt erzwingt Lichtaus»

Bild: Archiv
Patrick Jetzer, Präsident von Aufrecht St. Gallen, kritisiert die geplante Regulierung der Lichtemissionen. Statt Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam mit Bevölkerung und Wirtschaft tragbare Lösungen zu finden, drohen Bussen und komplizierte Vorschriften. Ein überhastetes Vorgehen mit vielen Risiken.

Wissen Sie, was Lichttemperatur ist? Wissen Sie, wie Sie eine Himmelbeleuchtung von 0 % einstellen müssen?
Geht es nach der städtischen Politik, machen Sie sich bald strafbar und erhalten Ordnungsbussen, begleitet von schriftlichen Anweisungen, denen Sie Folge zu leisten haben, wenn Sie denn herausfinden, wie.

Worum geht es?

Es geht um Lichtemissionen in der Nacht. Unbestritten ist, dass es sicherlich zu viel und vermeidbares Licht gibt. Was Stadtrat und Parlamentsmehrheit vorlegen, schiesst jedoch weit über das Ziel hinaus.

Die Stadt könnte punkto Lichtemissionen beispielhaft vorangehen und erst einmal Erfahrungen mit Lichtreduktionen und Ausschaltzeiten sammeln und diese evaluieren.

Die positiven Ergebnisse könnten dann mit Wirtschaft und Gewerbe besprochen werden und Vereinbarungen getroffen werden, weitere Lichtemissionen zu reduzieren.

Als dritter Schritt kann die Bevölkerung eingebunden werden, um mit einfachen und verständlichen Massnahmen ihren Beitrag zur Reduktion der Lichtemissionen zu leisten. Mit etwas gutem Willen kann das Ganze sogar ohne Reglemente, Gesetze und Bussen umgesetzt werden.

Mit Kanonen auf Spatzen

… schiesst die Stadt mit der Gesetzesvorlage «Vollzugsreglement zum Immissionsschutzreglement» los. Private müssen lernen was Lichttemperatur ist, welche Leuchten und Winkel an Hauseingängen, Balkonen und Gärten zu welchen Zeiten erlaubt sind.

Gewerbe und Wirtschaft müssen umfangreiche Änderungen an ihren Gebäudebeleuchtungen vornehmen. Schaufensterbeleuchtungen werden empfindlich eingeschränkt, ebenso Innenbeleuchtungen mit Aussenwirkung. Leuchtkästen und Leuchtschriftzüge dürfen kein farbiges Licht ausstrahlen, praktisch alle entsprechenden Leuchten enthalten farbiges Licht! 

Viele weitere Details sind aufwändigst umzusetzen und abzuändern. Das Ganze dürfte der Stadt dann eine ziemlich triste Erscheinung bescheren.
Öffentlichkeit: Strassen und Gehwege werden dunkel.

Da keine Erfahrungen gesammelt wurden, werden Unfälle von Fahrrädern, E-Scootern, Fussgängern auf unebenen Wegen, Pflastersteinen oder Treppen in Kauf genommen. Wie sich das Ganze hinsichtlich Kriminalität, Überfällen oder auch nur des subjektiven Sicherheitsgefühls auswirkt, scheint auch keine Rolle zu spielen.

Das Gesetz soll, geht es nach Stadtrat und Parlamentsmehrheit, einfach angewendet werden. Alle müssen diverse Leuchten in funktionierendem Zustand ersetzen. Reserveleuchten, welche nicht indoor verwendet werden können, müssen entsorgt werden.

Die Uhr tickt!

Bis zum 31. Oktober wird Ihnen ein Mitwirkungsrecht eingeräumt. Meist hat dieses Mitwirken wenig Einfluss, weshalb es wichtig ist, dass wirklich viele Bewohner der Stadt sich einbringen.

Wird dieses Reglement nicht deutlich entschärft, verbleibt noch das Referendum. Was meinen Sie, werte Bewohner der Stadt St. Gallen?

Patrick Jetzer
Aufrecht St. Gallen

Patrick Jetzer, Hemmberg
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