Menschen mit psychischen Erkrankungen werden nach wie vor stark stigmatisiert. Ein Stigma ist aber keine Bagatelle – Stigma ist soziales Unrecht. Wie kann man das Thema enttabuisieren? Wie gehen Angehörige von Betroffenen damit um?
Als Tochter eines psychisch erkrankten Vaters ging es der Regisseurin Eleonora Camizzi zuerst darum, die Erkrankung zu verstehen, sie sichtbar zu machen und zu enttabuisieren.
Doch bald erkannte sie, dass es dabei nicht nur um ihn geht, sondern auch um sie selbst. Der Film wurde eine Untersuchung ihrer eigenen Ängste, ihres Unvermögens und der Sehnsucht nach klaren Antworten in einer vielschichtigen Beziehung.
«Der Film hat eine Botschaft an uns alle: Menschen können sehr verschieden sein. Der Umgang mit dieser Verschiedenheit ist nicht immer leicht. Dennoch sind wir aufgerufen, uns dieser zu stellen – auch im Wissen darum, dass man scheitern kann. Dieses Scheitern ruft uns dazu auf, Menschen in ihrem Anderssein auf Augenhöhe zu begegnen», beschreibt Bruno Facci, Präsident a. i. von Stand by You Ostschweiz.
Eine 2024 durchgeführte Sotomo-Studie zeigt auf, dass 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in ihrem sozialen Umfeld mindestens eine Person kennen, die schon einmal psychisch erkrankt ist – 73 Prozent kennen sogar mehrere Personen.
59 Prozent – rund 4,3 Millionen Menschen – waren schon in der Rolle eines Angehörigen eines psychisch erkrankten Familienmitglieds oder haben eine psychisch erkrankte Person aus ihrem sozialen Umfeld aktiv unterstützt. Etwa die Hälfte davon, also rund 2,1 Millionen Menschen, sind aktuell in dieser Situation. Das ist jede vierte Person in der Schweiz.