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Stadt St.Gallen
14.04.2023
20.04.2023 17:16 Uhr

Getestet: Lohnt sich dieser teure Thunfisch im «Moshi Moshi»?

Toro zählt zu den feinsten und begehrtesten Fischspezialitäten überhaupt
Toro zählt zu den feinsten und begehrtesten Fischspezialitäten überhaupt Bild: mik
Im japanischen Restaurant «Moshi Moshi» im Hotel Metropol findet jeden Mittwoch eine «Tuna Night» statt. Dort gibt es Gerichte vom Thunfisch «from nose to tail». stgallen24 hat diese getestet und verrät, was überzeugt und was bitter enttäuscht hat.

Unter dem Motto «Moderne Japanische Küche» präsentiert sich das Restaurant «Moshi Moshi» seit Oktober 2022 mit neuem Namen und neuem Konzept. Davor galt das Restaurant im Hotel Metropol mit dem Namen «Au Premier» während 21 Jahren als gute Adresse für feines Essen. Das Hotel und Restaurant, welches direkt am Bahnhof St.Gallen liegt, wurde im Mai 2021 vom Zürcher Familienunternehmen Kramer Gastronomie übernommen. 

Bereits im März 2022 testete unsere Redaktion das neue Konzept – allerdings noch unter dem Namen «Au Premier». Mittlerweile hat sich nicht nur der Name, sondern auch das Interieur sowie die Speisekarte geändert. Und: Jeden Mittwoch gibt es eine «Tuna Night», die sich ganz dem Thunfisch widmet. Auf Einladung des Restaurants hat stgallen24 diese getestet und bewertet Ambiente, Service, Essen und Preis-Leistungs-Verhältnis.

Ambiente

Inmitten des Bahnhofs St.Gallen fiel das Restaurant von aussen vor einem Jahr noch nicht gross auf. Nun ziert aber eine rote Leuchtschrift die Fassade des Gebäudes und dürfte selbst den gestressten Passanten, die im Sekundentakt daran vorbeihuschen, ins Auge stechen und die Neugier wecken, was für ein Restaurant sich wohl im ersten Obergeschoss des Hotels verbirgt.

Auch das Interieur erinnerte bei unserem letzten Besuch nicht wirklich an Japan, was sich mittlerweile aber drastisch geändert hat: Gedimmtes Licht, dunkle Tische und Stühle im edlen Design, stylische Lampen, Bonsai-Bäume und Tapeten mit japanischen Sujets. Weisse Tischdecken und schweres Gedeck sind passé – und das finden wir gut so. Die Einrichtung wird dem Motto schonmal gerecht und die Vorfreude auf eine Reise nach Japan mitten in St.Gallen steigt.

  • So präsentiert sich das neue Restaurant Bild: zVg
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  • Das Ambiente Bild: zVg
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  • Bild: zVg
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Service

Wie bereits erwähnt, war unser Testessen angekündigt. Die Hoteldirektorin stellte sich kurz vor und wir wurden zu Tisch begleitet. Dass wir besonders behandelt wurden, weil wir das Restaurant bewerten, wurde uns an diesem Abend zu keinem Zeitpunkt vermittelt. Die Serviceangestellte war freundlich und aufgestellt, aber wirkte bei genauerem Nachfragen etwas unsicher und konnte uns nicht weiterhelfen, als wir uns zwischen zwei Gerichten nicht entscheiden konnten und nach ihrer Empfehlung fragten.

Auch nach Allergien und Unverträglichkeiten wurde sich nicht erkundigt. Der Service war zwar in Ordnung, aber birgt noch Potenzial und die Mitarbeiter könnten sich stärker mit den Speisen und den Produkten auseinandersetzen. Die Stimmung im Restaurant war etwas kühl. 

Essen

Jeden Mittwoch gibt es neben der üblichen Speisekarte auch eine zusätzliche Karte, auf der Thunfisch «from nose to tail» angeboten wird. Darauf findet man beispielsweise Sashimi vom Toro. Unter Otoro versteht man den vorderen fetthaltigeren Bauchteil des Thunfischs, auch «fatty tuna» genannt. Das japanische Wort Toro bedeutet ungefähr so viel wie «schmelzen». Toro wird in Japan als der edelste Teil des Fisches angesehen, weil er sich durch eine besondere Fettmarmorierung auszeichnet. Wir entschieden uns für das Sashimi (100 Gramm für 46 Franken) und Nigiri-Sushi mit Toro und Wagyu-Beef. Wagyu ist quasi das fleischige Pendant zum Toro.

Aus der «normalen» Karte wählten wir als Vorspeise Vegi-Gyoza mit Spinat- und Kohlrabifüllung, Blumenkohl mit Yuzu und Miso und zum Hauptgang neben dem Sushi das «Surf & Turf» besehend aus Rindsfilet und Hummer mit Karotten-Ingwer-Püree, Edamame und Shitakepilzen, dazu Yuzu Butter und Teriyakisauce. Als Nachtisch gab es den Yuzu Cheescake und zwei Mochis. 

Der Blumenkohl mit Yuzu und Miso hatte einen leckeren säuerlich-süsslichen Geschmack und bot sich perfekt als Appetizer an. Die Vegi-Gyoza waren unserer Meinung nach etwas zu kross gebraten und ohne Soyasauce schmeckten sie ziemlich fad. 

  • Vorspeise: Blumenkohl mit Yuzu und Miso Bild: mik
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  • Vorspeise: Vegi-Gyoza Bild: mik
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Kommen wir wohl zum spannendsten Gericht: Die kleingeschnittenen rohen Thunfisch-Würfel (Sashimi vom Toro) von insgesamt 100 Gramm kommen auf einem Teller mit etwas Ingwer und Wasabi daher. Wir waren überrascht, dass keine Beilage dazu gereicht wurde und das Sashimi, welches 46 Franken kostet, so als ganze Hauptspeise angeboten wird. Wir hakten extra nochmals nach. Dass das edle Fleisch teuer ist, war uns zwar bewusst, aber eine kleine Beilage sollte unserer Meinung nach drin liegen.

Toro wird seinem Namen aber definitiv gerecht und der Ausdruck «auf der Zunge zergehen lassen» erhält eine ganz neue Bedeutung. Der Fisch erinnert überhaupt nicht an den üblichen und dunklen Thunfisch, den man sonst von Sushi kennt. Zähne sind beim Verzehr überflüssig. Ein aussergewöhnliches Erlebnis und uns ist nicht bekannt, wo man sonst so etwas in St.Gallen probieren kann. 

Das Sushi mit Toro und Wagyu, welches flambiert wurde, enttäuschte uns in der Präsentation hingegen leider massiv. Solch hochwertige Produkte verdienen es, schöner angerichtet zu werden. Auch geschmacklich hatten wir vom Nigiri mehr erwartet.

  • Hauptspeise: Toro Sashimi Bild: mik
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  • Hauptspeise: Nigiri mit Toro und Wagyu Bild: mik
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Das «Surf & Turf» (64 Franken) war optisch zwar eher ein Hingucker, aber auch da fehlte uns eine gewisse Raffinesse und die Liebe zum Detail. Das Karotten-Ingwer-Püree, das sehr unscheinbar war,  der einzige Shitakepilz auf dem Teller und die sechs Bohnen (Edamame) dämpften leider den ersten guten Eindruck. Der Hummer war aber geschmacklich gut, das Rindsfilet zart und in der gewünschten Garstufe gebraten – aber leider kalt auf dem Teller. Den Reis, welchen wir als Beilage zum Gericht bestellt hatten, kostete sieben Franken zusätzlich und war leider zu weich gekocht und ebenfalls kalt. Die Mochis im Dessert schmeckten uns aber hervorragend.

  • Hauptspeise: Rindsfilet mit Hummer Bild: mik
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  • Nachspeise: Cheesecake mit Mochis Bild: mik
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Preis-Leistungs-Verhältnis

Das Sashimi lag bei 46 Franken, das Surf & Turf bei 64, die Gyoza bei 17 (vier Stück), der Blumenkohl bei 14,  das Sushi (8 Stück) bei 45 und das Dessert bei 16 Franken. Die Portion Reis kostete sieben Franken extra. Wie schon öfters in unseren Restauranttests erwähnt, darf qualitativ hochwertiges Essen auch entsprechend kosten. Die Preise im Moshi Moshi sind nicht überheblich teuer – besonders auf der normalen Speisekarte bewegen sich die Gerichte im üblichen Preisrahmen. Wenn man die Speisen der «Tuna-Night-Karte» als Hauptspeise bestellt, glauben wir nicht, dass man davon satt wird. An diesem Abend müssen wir leider sagen, dass die Zubereitung und Präsentation der Speisen leider den Produkten und dem Preis nicht gerecht geworden sind. 

Fazit

Endlich moderne japanische Küche in St.Gallen erleben und mal Toro probieren: Mit diesen Erwartungen betraten wir das Restaurant Moshi Moshi im Hotel Metropol – und das Ambiente und die Speisekarten mit einer spannenden Auswahl an Gerichten wurden diesen definitiv gerecht. Dass man in St.Gallen nun Toro essen kann und sich das Restaurant an das Experiment «Tuna Night» wagt, ist begrüssenswert. Es ist schön zu sehen, dass sich Gastronomen unkonventionelle Konzepte tasten – und man dafür als Gast nicht in die nächste Grossstadt fahren muss.

Vielleicht hatten wir an diesem Abend einfach nur Pech, die vielen positiven Bewertungen im Internet bestätigen das. Wir hätten uns etwas mehr Charakter in den Speisen gewünscht, mehr Liebe zum Detail und zu den exklusiven Produkten. Auch die Stimmung hätte herzlicher sein können. Einem so jungen Restaurant darf man aber die Zeit geben, sich auszuprobieren und auch mal zu scheitern und wir werden in ein paar Monaten wieder kommen und dem Ganzen noch eine Chance geben. Und: Gehen Sie selbst hin und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. En Guete!

Gibt es ein Restaurant in St.Gallen oder Umgebung, das wir unbedingt testen sollten? Lassen Sie es uns wissen unter redaktion@stgallen24.ch oder via Instagram.

Miryam Koc/stgallen24
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