Die drei wichtigsten Anlässe waren die Vorträge in Belfast und Bangor: Am St Mary's University College hielt Maria Hufenus zwei Vorträge über „Books were Treasures“ und „the art and craft of the Irish and Carolingian manuscripts of St Gallen“ und in Bangor im North Down Museum über „The European Importance and Influence of the Abbey of St Gall“.
Am Samstag, dem 15. Oktober, wurde ein Training mit Kindern und Jugendlichen in der „St Galls Gaelic & Athletic Association“ besucht, und an der anschliessenden Eröffnung des Festivals in der Belfast Language High School hielt Maria Hufenus ein kurzes Referat über Kloster und Stadt St.Gallen, und Pàdraigìn Nì Ullachaìn, „Singer in Residence“, sang gälische Texte aus einer Sankt Galler Handschrift.
Der lange Abend wurde „eingeläutet“ mit dem Besuch von „Kellys Cellars“, wo eine irische Musikgruppe – wie in Irland üblich – spontan aufspielte. Weitere irische Musik und eine irische Tanzgruppe erlebten wir am Montagabend im „St Gall's Clubhouse“, wo ein „social evening“ der „Loch Lao traditional Musical Society“ unter der Leitung von Joe Mulhern stattfand und wo auch wir zu irischen Volkstänzen engagiert wurden, sowie am Donnerstagabend zum Beschluss des Festivals.
An diesem „Evening of music and talks“ traten auch „irische Barden“ auf, die ihre melancholischen Lieder und Balladen vortrugen. – Hätte ich irgend eine Kompetenz im Zusammenhang mit dem Gallusjubiläum 2012 gehabt, würde ich diese Gruppen ohne Weiteres engagiert haben, in St.Gallens Gassen und Wirtshäusern zu musizieren und zu tanzen.
Am Gallustag, der in Irland gross gefeiert wird, nahmen wir in Bangor in der „St Gall’s Church“ am „St Gall's Day Service“ Teil. Hier wurde eifrig gesungen und viel gebetet: „As we remember Gall the teacher and evangelist, this missionary who took your word out into Europe, may we hold on to our calling to reach out to others in faith and love.“ – Sehr eindrücklich für uns waren grüne Zettel, die dem Gottesdienstprogramm beilagen mit der Bitte, diese mit nach Hause zu nehmen und ins tägliche Gebet einzubeziehen; auf meinem „prayer leaf“ stand: „Pray for that Matthew finds full-time employment.“
Nach dem Gottesdienst leitete der Rector der Galluskirche, Reverend Michael Parker, die „Dedication of St Gall's Bear Sculpture“. Die über mannshohe Bärenstatue hatte der Künstler Owen Crawford geschaffen. Der Bär des Heiligen Gallus steht nun als mächtige Erinnerung an den Heiligen zwischen Strasse und Kirche seines Namens.
Der Gallustag in Bangor endete für uns mit einem „St Gall's Festival Lunch“ in einem der ältesten Wirtshäuser der Stadt. (Im „County Down Spectator and Ulster Standard“ vom 20. Oktober 2011 findet sich eine halbe Seite unter dem Titel „Bear sculpture celebrates St Gall“.)
In Bangor wurden wir von „Kulturmanager“ James O’Fee intensiv betreut und mit viel Wissenswertem über Irland und den heiligen Gallus dokumentiert.
An „Celebration Civic Lunch“, dem Empfang durch Lord Mayor Niall O’Donghaile, am 18. Oktober in der City Hall in BeIfast, zu welchem der Lord Mayor extra aus seinen Ferien zurückgekehrt war, hielt Maria Hufenus das Hauptreferat über Kloster und Stadt St.Gallen, das mit lang anhaltendem Applaus aufgenommen wurde.
Wir hatten hier Gelegenheit, mit Politikern und hohen Geistlichen (Bishop Donal McKeown von der Catholic Diocese of Down and Connor) über Gallus und St.Gallen sowie das Gallusjubiläum 2012 zu diskutieren.
Ein weiterer Empfang fand am 19. Oktober in der Town Hall in Bangor statt, wo der Mayor of North Down (Distrikt Bangor), James McKerrow, uns empfing – der nota bene vor 45 Jahren in St.Gallen, Appenzell, im Plattebödeli, auf der Bollenwees und dem Säntis war.
An beiden Empfängen spürten wir ein reges Interesse der Iren am Gallusjubiläum 2012 in St.Gallen. Da wir jedoch völlig privat und diesbezüglich mit leeren Händen nach Irland gekommen waren, konnten wir auch hier weder Auskünfte geben noch gar irgendwelche Zugeständnisse (Einladungen) machen.
Zu den Gottesdiensten am Gallustag stand im Programm das Bibelwort: „Let us not given up meeting together.“ Diese Stelle im Brief an die Hebräer des Apostels Paulus (10,25) lautet auf Deutsch: „ Seien wir darauf bedacht, einander zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen. Bleiben wir der eigenen Versammlung nicht fern, wie einige zu tun pflegen.“
Nach Jake Mac Siacais, dem Hauptorganisator des Festivals, besteht die Hälfte der Belfaster aus alteingesessenen Iren, d.b. irisch-nationalistischen Katholiken, die andere Hälfte aus schottischen und englischen Siedlern, unionistischen (englandfreundlichen) Protestanten; in Bangor sollen 70 Prozent Unionisten (Presbyterians) und 30 Prozent Catholics sein.
Das gemeinsame christliche Erbe (Christian Heritage), die Erinnerung an Columban und Gallus, sollte mithelfen, zwischen Katholiken und Protestanten beider Städte eine Brücke zu bauen, sich näher zu kommen und schliesslich Frieden zu stiften.
Dazu beitragen sollte ganz besonders der Vortrag von Maria Hufenus in Bangor und ein längeres Interview der Irish BBC – eine Brücke zu bauen zwischen Belfast und Bangor und den beiden verschiedenen Konfessionen. Das war für uns mit ein Grund für unser privates, nun bereits drittes Engagement in Irland.