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Gast-Kommentar
Wirtschaft
12.10.2021

Steigende Heizkosten mit Sprengkraft

Beat Schiffhauer, St.Galler Kantonalbank
Beat Schiffhauer, St.Galler Kantonalbank Bild: konjunkturboard.ch
Europa steht ein teurer Winter bevor. Dies lassen zumindest die jüngsten Entwicklungen bei den Energiepreisen vermuten. Sämtliche Energieträger wie Gas, Erdöl und in letzter Instanz Strom sind deutlich im Preis gestiegen. Die Gaspreise haben sich seit Jahresbeginn mancherorts mehr als versechsfacht.

Tiefe Lagerbestände an Erdgas in Europa aufgrund des langen Winters, eine hohe Nachfrage nach Energie durch die anziehende Wirtschaft sowie Hamsterkäufe von Flüssiggas in China nach den jüngsten Stromausfällen. Hinzu kommen strukturelle Schwächen, welche aus der Energiepolitik der letzten Jahre resultieren. Und nun steht der Winter auf der Nordhalbkugel vor der Tür und man will sich für den Heizbedarf wappnen.

Die gestiegenen Elektrizitätspreise in Europa haben wiederum ihren Ursprung in den steigenden Gas- und Erdölpreisen der letzten Wochen. Denn aufgrund des Ausstiegs aus der Nuklear- und Kohleenergie sind Teile Europas, insbesondere Deutschland, zunehmend von Kombi-Gaskraftwerken zur Stromgewinnung abhängig, insbesondere im Winter.

Höhere Energiepreise führen direkt und indirekt zu einer höheren Inflation. Sie belasten insbesondere die Margen von energieintensiven Branchen wie Düngemittel-, Chemie- oder Industrie, die versuchen diese Kosten weiterzugeben. Höhere Heizkosten belasten zudem die einkommensschwachen Haushalte überproportional, was auch eine gewisse soziale Sprengkraft mit sich bringt.

Vielfältige Massnahmen in Europa

Etliche europäischen Regierungen haben deshalb erste Massnahmen angekündigt, um die Belastung für die Bevölkerung zu lindern. Die Massnahmen umfassen die Beschränkung der Gewinne der profitierenden Versogungsunternehmen sowie Steuerreduktionen für betroffene Haushalte.

Frankreich hat zudem die Preiserhöhungen für Erdgas gedeckelt. Trotz aller Massnahmen sind die Energiepreise in Ländern wie Spanien oder Italien bis dato um 15-30 Prozent gestiegen und eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht.

Entspannung erst im Frühjahr

Eine Entlastung der angespannten Situation ist kurzfristig nicht absehbar. Das Einzige, was helfen kann, ist ein milder Winter in Europa und entsprechend geringem Heizbedarf. Ansonsten ist eine gegenläufige Preisentwicklung erst im Frühjahr zu erwarten, wenn der Bedarf an Energie auf der Nordhalbkugel aufgrund des milderen Wetters zurückgeht.

Beat Schiffhauer, St.Galler Kantonalbank
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