Jedes Jahr fällt die Setzzeit der Rehgeissen mit dem ersten Mähen der Wiesen durch die Landwirtschaft zusammen. Die Rehgeiss setzt eine bis zwei Kitze gerne ins hohe Gras in der Nähe von Wäldern, um sie vor dem Fuchs zu schützen.
Weil den Rehkitzen in den ersten Wochen nach ihrer Geburt der Fluchtinstinkt fehlt, ducken sie sich bei drohender Gefahr nur flach in die Wiese, anstatt in Sicherheit zu fliehen. Die Rehgeiss besucht die Kitze nur zum Säugen. So fallen jedes Jahr viele Rehkitze dem Tod durch Mähmaschinen zum Opfer, dies ungewollt, da sie nicht sichtbar sind und nur durch Zufall entdeckt werden.
Seit Jahrzehnten werden die Jungtiere mit konventionellen Methoden wie dem Verblenden (Aufstellen von weissen Fahnen, hellen Futtersäcken), dem Anmähen der Wiesen am Vorabend des Mähens oder durch das Absuchen der Wiese unmittelbar vor dem Grasschnitt gerettet. Durch das Verblenden fühlt sich die Rehgeiss aber gestört und holt die Kitze aus der Wiese.
Dieses Jahr konnten in Speicher in Zusammenarbeit mit Bauern und Jägern neun Rehkitze in Sicherheit gebracht werden. Gesamthaft wurden im Kanton AR 98 Kitze vor dem Mähen aus den Wiesen entfernt. Die Wiesen wurden zuvor mit Drohnen, welche mit Wärmebildkameras ausgerüstet sind, abgeflogen. So konnten die Jungtiere entdeckt und aus der Gefahrenzone entfernt werden. Die Kitze wurden dann am Waldrand unter einem Harass fixiert, bis der Landwirt die Wiese gemäht hat.
Die Drohnen mit Wärmebildkameras wurden durch die Herisauer Firma «Remote Vision», von Ueli Sager und seinen Mitarbeitern, bedient und geflogen. So wurde die Rehkitz-Bergung für alle Beteiligten zu einem positiven Erlebnis.