Bald dürfen Geschäfte wie Coiffeure, Tattoo-, Kosmetik- und Massagestudios unter strengen Hygienevorschriften wieder öffnen. Auch in Gartenzentren und Baumärkte werden ab dem 27. April wieder Kunden bedient. Das hat der Bundesrat in seinem Exit-Plan aus der Corona-Krise beschlossen, doch über die Gastronomie wurde kaum gesprochen. «Wir wurden praktisch vergessen», sagt René Rechsteiner, Präsident von Gastro St.Gallen. Die Enttäuschung in der Branche ist gross.
Gespannt schauten sich am Donnerstag viele Unternehmer die Pressekonferenz des Bundesrats an und warteten darauf, dass Pläne und Strategien bekanntgegeben werden. Besonders die Gastrobetriebe hofften auf Lockerungen für die Branche, aber ausser einer Andeutung für eventuelle Eröffnungen im Juni gab es keine weiteren Informationen von Berset und Co. «Das ist der Wahnsinn. Eine ganze Branche wird einfach an die Wand gefahren», sagt Rechsteiner entsetzt. «Uns ist bewusst, dass wir nicht erste Priorität haben. Wir verstehen auch, dass die Gesundheit an erster Stelle steht, aber es wurden uns keinerlei Perspektiven geboten. Eine Planung ist für uns so unmöglich», sagt er weiter.
Kein Mietzinserlass
Einige Restaurants in der Stadt St.Gallen halten sich gerade noch so mit Lieferdiensten und Take-Aways über Wasser, aber das würde nicht bis Juni oder Juli reichen. Denn neben den Personalkosten macht vielen Wirten auch die Miete grosse Sorgen. «Wir haben gehofft, dass es Entschädigungen gibt. Meiner Meinung nach müsste es klare Mietreduktionen geben, aber stattdessen müssen Vermieter und Mieter die Sache alleine lösen», so Rechsteiner.
Viele Gastronomen hätten Existenzängste und wüssten nicht, ob sie ihre Mitarbeiter weiter beschäftigen können. «Die Personal- und Mietkosten bleiben, aber die Ertragsseite bleibt über Monate leer. Das überleben nicht mal die starken Wirte der Stadt St.Gallen. Es wird Konkurse hageln! Ob sich das Opfer lohnt, weiss ich nicht», sagt Rechsteiner.
«Die Menschen werden weniger konsumieren»
Auch beim Restaurant Marktplatz ist man enttäuscht und schaut in eine ungewisse Zukunft. «Wir hätten uns wirklich eine Strategie und genauere Informationen vom Bundesrat gewünscht, denn so hätten wir wenigstens planen können», sagt Geschäftsführer Philipp Schildknecht. Die Mitarbeiter seien zurzeit in Kurzarbeit und man versuche, mit Take-Away Einnahmen zu generieren. Trotzdem haben viele Mitarbeiter Angst, dass sie nach der Corona-Zeit ihre Jobs verlieren könnten, denn die Nachfrage bei den Konsumenten wird rückgängig sein.
«Auch wenn es wieder losgeht, gehen wir davon aus, dass die Menschen nicht so oft auswärts essen gehen. Sie sind es sich jetzt gewohnt, zu Hause zu bleiben, selbst zu kochen und das Wochenende in der Natur zu verbringen. Wir gehen nach der Wiedereröffnung von einem Umsatzrückgang von 20 Prozent aus», sagt Schildknecht. Er und die gesamte Branche hoffen, dass bald klarere Aussagen vom Bundesrat kommen.