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Stadt St.Gallen
04.12.2025

«Kantonsrat gefährdet digitalen Veranstaltungskalender Minasa»

Minasa steht Bevölkerung und Veranstaltern gratis zur Verfügung und ermöglicht letzteren unkompliziert eine grosse Reichweite
Minasa steht Bevölkerung und Veranstaltern gratis zur Verfügung und ermöglicht letzteren unkompliziert eine grosse Reichweite Bild: zVg
Seit über vier Jahren entwickeln und betreiben das St.Galler Magazin Saiten und Thurgaukultur gemeinsam mit verschiedenen Partnern die grösste Ostschweizer Veranstaltungskalenderplattform Minasa. Nun hat der Kantonsrat Mittel aus dem Lotteriefonds gekippt, die für das Projekt entscheidend sind.

In einem kurzfristig eingereichten Antrag hat die SVP-Fraktion im St.Galler Kantonsrat die Streichung des Projektbeitrags an die Minasa-Kalenderplattform (mehr dazu in der Infobox) gefordert. Der Antrag ist aufgrund seiner Kurzfristigkeit demokratiepolitisch äusserst fragwürdig, es konnte sich niemand auf eine fundierte Debatte vorbereiten, teilt das St.Galler Kulturmagazin mit.

Trotzdem ist der Kantonsrat dem schwach begründeten und mit Falschaussagen gespickten Ansinnen mit 59 zu 55 Stimmen gefolgt.

Damit hat er 195'000 Franken, die den Betrieb und die Weiterentwicklung des kantonsübergreifenden Digitalisierungsprojekts für die kommenden drei Jahre gesichert hätten, aus der Lotteriefondsbotschaft gekippt – vorderhand mit unabsehbaren Konsequenzen.

Mehrere Aussagen, mit denen der Antragsteller den Streichungsantrag begründete, sind nachweislich falsch. So vermutet Ivan Louis, via Minasa finde eine versteckte Medienförderung des Magazins Saiten statt. Dabei sind der Betrieb des Magazins und der Aufbau und die Weiterentwicklung von Minasa separat budgetiert.

In den über 30 Jahren seit der Gründung sind noch nie öffentliche Mittel in den Betrieb des Magazins Saiten geflossen.

Es findet via Minasa keine versteckte Medienförderung statt. Saiten war immer bereit, seine Budgets offenzulegen und hat dies in den Gesuchsprozessen gegenüber allen Partnern auch in aller Transparenz und Offenheit getan.

Was ist Minasa?

Minasa ist ein Kooperationsprojekt von Saiten und Thurgaukultur. Es ermöglicht Veranstaltern, ihre Events in eine zentrale Datenbank einzuspeisen. Diese Daten werden durch Minasa über ein weites Netzwerk gestreut und können so auf verschiedenen Plattformen abgerufen werden.

Gegenwärtig beziehen unter anderem Gemeinden und die sechs Kulturförderregionen aus dem Kanton St.Gallen, Tourismusorganisationen, nationale Anbieter (u.a. Guidle und Eventfrog) sowie CH Media ihre Veranstaltungsdaten aus dem Minasa-Datentopf.

Allein in diesem Jahr beinhaltete der Kalender rund 90'000 Veranstaltungen. Traditionelle Medien leisten diese Vermittlung nicht mehr, weil sie sich nicht rechnet. Deshalb wurde Minasa als Service public konzipiert und ist für alle frei zugänglich. 

saiten-kalender.ch

Eine weitere Falschbehauptung ist, dass bereits im Lotteriefondsbeitrag von 2023 an Minasa stehe, das Projekt solle nach der Start-up-Phase «selbsttragend» sein. In der Lotteriefondsbotschaft damals stand, dass das Projekt nach der Startphase gemeinsam mit den Stakeholdern, zu denen im Wesentlichen auch der Kanton St.Gallen zählt, in eine «reguläre Finanzierung» überführt werden soll. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine Leistungsvereinbarung zwischen Kanton und Minasa.

Zudem war von Seiten Minasa nie der Aufbau eines Ticketingsystems vorgesehen, wie vom Antragsteller behauptet.

Sein pauschaler Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung ist aber auch darum nicht haltbar, weil es für digitale Veranstaltungsdaten keinen funktionierenden Markt gibt. Eine Kalenderplattform, welche die Bedürfnisse der Veranstalter und Nutzer (Abdeckung von Gross- bis Nischenevents, breite Streuung der Daten) ins Zentrum stellt, kann nicht selbsttragend finanziert werden.

Kulturvermittlung, so verstanden wie in der vom Kantonsrat abgesegneten Kulturförderstrategie 2020 bis 2027, kostet aber. Der Streichungsentscheid des Parlaments in der Lotteriefondsbotschaft, der für den Kanton St.Gallen keinerlei Spareffekt aufweist, trifft nicht in erster Linie Saiten, sondern sowohl die Bevölkerung als auch sämtliche Veranstalter aus allen Regionen der Ostschweiz.

Betroffen sind auch diverse kommunale und kantonale Stellen, die bislang – auch aus finanziellen Überlegungen – auf den Aufbau eines eigenen Kalenders verzichteten und dies mit dem Verweis auf die bereits bestehende gute Lösung mit dem Minasa-Kalender begründeten. Die Streichung des Lotteriefondsbeitrags ist in diesem Sinn das Gegenteil einer Sparmassnahme.

pd/stz.
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