Schon beim Betreten der Kirche fiel auf, wie erfreulich gut besucht der Anlass war – ein schönes Zeichen dafür, welch hohe Wertschätzung klassische Kirchenmusik in St.Gallen nach wie vor geniesst.
Die beiden Kantaten von Johann Sebastian Bach, BWV 198 und BWV 147, erhielten in dieser Aufführung eine eindrucksvolle Tiefe und Klarheit. Die historisch orientierte Spielweise liess die Farben der barocken Instrumente ebenso zur Geltung kommen wie die innere Ruhe und Festlichkeit der beiden Werke.
Besonders eindrücklich präsentierten sich die fünf Gesangssolisten: Seraina Perrenoud (Sopran), Lea Elisabeth Müller (Alt), Tobias Knaus (Countertenor), Benjamin Berweger (Tenor) und Grégoire May (Bass). Jeder von ihnen brachte seine eigene musikalische Persönlichkeit ein und trug mit stilistischer Sicherheit sowie stimmlicher Präsenz wesentlich zur Wirkung des Abends bei. Es war spürbar, dass hier Sänger auf der Bühne standen, die sich im barocken Repertoire zu Hause fühlen.
Der Chor, das vokalensemble con passione, zeigte einmal mehr seine besondere Klasse. Mit grosser stimmlicher Geschlossenheit, viel Ausdruck und beeindruckender Klangfülle gestalteten die Sänger die Chorsätze in beiden Kantaten. Gerade die grossen Steigerungen und die fein ausgehörten ruhigen Passagen waren ein Genuss.
Auch das Orchester überzeugte auf ganzer Linie. Die historischen Instrumente sorgten für eine warme, natürliche Klangfarbe, und das präzise Zusammenspiel verlieh der Aufführung eine bemerkenswerte Klarheit.
Unter der Leitung von Kantor Lukas Bolt entstand ein rundes, sorgfältig austariertes Gesamtbild, das die Feinheiten der Kompositionen ebenso hervortreten liess wie ihre emotionale Kraft.
So wurde der Totensonntag oder, positiver, der Ewigkeitssonntag im Heiligkreuz auch dank der einfühlsamen Worte von Pfarrerin Birke Müller zu einem Abend voller musikalischer Schönheit, getragen von hoher Professionalität und spürbarer Leidenschaft aller Mitwirkenden – ein Konzert, das noch lange nachklingt.
