Fall 1: Nur eine Woche, bevor NetAP auf einem Hof in der Innerschweiz im Einsatz war, hatte das Veterinäramt vor Ort kein Katzenelend feststellen können. Als NetAP den Hof besuchte, fielen bereits beim ersten Augenschein verletzte, abgemagerte und von Parasiten befallene Katzen auf.
Insgesamt sicherte die Organisation 40 unkastrierte, kranke Tiere und brachte sie in Tierarztpraxen und Kliniken, wo sie teilweise über längere Zeit stationär behandelt werden mussten. Zwei Katzen überlebten die massive Vernachlässigung nicht.
Die übrigen konnten dank Intensivbehandlung gerettet und über Tierheime weitervermittelt werden. NetAP fragt sich: Wie kontrolliert das Veterinäramt die Katzen auf einem Hof und ab wann erkennt es einen Handlungsbedarf?
Fall 2: Per Zufall stiess NetAP an einem Hof im Kanton Zürich auf mehrere abgemagerte Katzen. Sie litten unter Wurmbefall, hatten starken Durchfall und waren mit der Körperpflege völlig überfordert. Die Tiere wurden umgehend in eine Klinik gebracht, wo eine Katze verstarb.
Kurz darauf erfuhr NetAP, dass die Halter bereits ein Jahr zuvor dem Veterinäramt gemeldet worden waren – ohne dass sich die Lage verbessert hätte. Auch hier war das Leid offensichtlich.
NetAP bringt kein Verständnis für das Nichthandeln des Veterinäramts auf und stellt die Frage: Was macht das Veterinäramt mit bekannten Fällen und wie begleitet es diese, wenn überhaupt, weiter?
Notfälle überall – und Behörden schauen weg
Jeden Tag erreichen NetAP neue Notfallmeldungen. Teilweise werden die Melder von Veterinärämtern sogar direkt an die Organisation verwiesen. In der Schweiz geschieht seitens des Staates nichts, was die Lage der Katzen verbessern könnte.
Die Ablehnung der Veterinärämter wird oft mit Ressourcenmangel begründet. Gleichzeitig kontrollieren sie regelmässig Tierheime und Tierschutzorganisationen, die den Behörden eigentlich Arbeit abnehmen. NetAP stellt die Frage, ob hier richtig priorisiert wird: Statt den Tätern nachzugehen, kontrollieren die Ämter lieber die Helfer.
Verantwortung wird hin- und hergeschoben
Ein weiteres beliebtes Argument fürs Nichtstun ist der Verweis auf die Gesetzgebungskompetenz. Regelmässig schieben sich Bund und Kantone die Verantwortung gegenseitig zu – mit dem Ergebnis, dass nichts passiert.
So geschehen in Zürich und jüngst auch im Kanton Aargau: Das Aargauer Parlament wollte eine Katzenchippflicht einführen, der Regierungsrat lehnte dies mit Verweis auf den Bund ab.
Deutschland hat zwar keine bundesweite Katzenschutzverordnung, doch die Stadt Paderborn führte 2008 eine eigene Kastrations- und Registrierungspflicht ein. Das Resultat: massiv angestiegene Kastrationszahlen – ohne zusätzliche Ressourcen oder Verfahren.
Heute sind über 2000 Städte und Kommunen diesem Beispiel gefolgt. NetAP fragt: Warum weigert sich die Schweiz, funktionierende Beispiele nachzuahmen?
Mut und Verstand statt Ausreden
Eine einheitliche Lösung wäre sinnvoll, doch solange sich Bund und Kantone gegenseitig blockieren, geschieht nichts. NetAP fordert, dass wenigstens ein Kanton, eine Stadt oder Gemeinde den ersten Schritt wagt und den Stillstand beendet.
Selbst eine gerichtliche Klärung beim Bundesgericht wäre ein Fortschritt. Bis dahin müsse sich die Schweiz für ihre Untätigkeit «in Grund und Boden schämen».
Gesetze ohne Vollzug sind wertlos
Oft wird in der Schweiz betont, man habe das weltweit beste Tierschutzgesetz. Für NetAP ist dies ein «Papiertiger», solange es nicht konsequent umgesetzt wird.
Ein entschlossener Vollzug, eine Zusammenarbeit zwischen Behörden und Tierschutzorganisationen sowie kleine Anpassungen im Gesetz könnten das Katzenelend massiv reduzieren und eines Tages beenden.
Doch seit Jahren fehle der Wille der Behörden, ernsthafte Veränderungen einzuleiten. Die Leidtragenden seien einzig die Tiere und die Tierschutzorganisationen, die versuchen auszubaden, was verantwortungslose Halter mit staatlichem Segen anrichten.