Hier zeigt sich schön, was mit moderner Theatertechnik möglich ist: ein Erlebnis, das fast filmisch wirkt und doch unverwechselbar live bleibt. Man hätte praktisch aus jeder Szene ein Filmplakat gestalten können ...

Im Zentrum der Inszenierung steht Yascha Finn Nolting als Ichabod Crane.

Der junge Hauptdarsteller trägt den Abend mit einer Leichtigkeit, die beeindruckt. Mal schüchtern, mal selbstbewusst, mal verzweifelt, mal komisch – er gibt seiner Figur viele Facetten und überzeugt mit klarer Stimme, starker Bühnenpräsenz und feinem, manchmal auch lautem Humor.

Nolting gelingt das Kunststück, den kauzigen Schulmeister nicht nur als Karikatur, sondern als glaubwürdige Figur zwischen Vernunft und Aberglauben zu zeichnen.

Erfreulich war auch das Publikum: Die Premiere zog deutlich jüngere Zuschauer an, als man es sonst von Premieren im Theater St.Gallen gewohnt ist.

Diese Mischung aus neugieriger Jugend und treuem Stammpublikum verlieh dem Abend eine frische Dynamik und zeigte, dass sich das Haus auch mit dieser Produktion für ein neues Publikum öffnen will.

Und was ist «Sleepy Hollow» nun eigentlich?

Ein Horrorstück? Eine Komödie? Ein Musical? Vielleicht von allem etwas. Am besten lässt sich die Produktion als hybrides Theatererlebnis beschreiben, das sich bewusst zwischen den Stühlen bewegt.

Gerade das macht aber ihren Reiz aus: Sie will nicht belehren, sondern unterhalten. Und das gelingt zweieinhalb Stunden lang – abwechslungsreich, packend, augenzwinkernd.

Diese «Sleepy Hollow»-Premiere war kein schwerer, verkopfter Theaterabend, sondern ein leichtfüssiges, atmosphärisches und handwerklich stark gemachtes Stück, das Lust auf mehr macht.