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Kanton
25.09.2025
25.09.2025 14:39 Uhr

Sparen auf dem Buckel der Bauern?

Bild: Pixabay: louiseagreen
Die St. Galler Regierung will im Rahmen des Entlastungspakets 2026–2028 über 4 Millionen Franken bei der Landwirtschaft einsparen. Der St. Galler Bauernverband (SGBV) kritisiert diese Massnahmen scharf und warnt vor gravierenden Folgen für die Bauernfamilien, insbesondere im Hügel- und Berggebiet.

Der St. Galler Bauernverband nimmt mit Sorge zur Kenntnis, dass die Regierung in den Jahren 2026 bis 2028 insgesamt mehr als 4 Millionen Franken bei der Landwirtschaft kürzen will. Davon entfallen 1,8 Millionen Franken auf die Direktzahlungen und 2,3 Millionen Franken auf Strukturverbesserungsmassnahmen.

Von den Kürzungen im Bereich Direktzahlungen ist insbesondere ein Betrag von 1,2 Millionen Franken betroffen, der für ein Projekt zur Förderung einer klimafreundlichen St. Galler Landwirtschaft vorgesehen war.

Weitere Einsparungen betreffen Biodiversitätsprojekte sowie Coachingbeiträge an Vernetzungs- und Landschaftsqualitätsprojekte. Diese betreffen die produzierenden Bauern nur indirekt.

Ein kleiner Teil betrifft die Landwirte direkt, indem Dienstleistungen des Kantons künftig dem Verband in Rechnung gestellt werden.

Strukturelle Folgen für Berg- und Hügelgebiete

Besonders gravierend sind die geplanten Einsparungen von 2,3 Millionen Franken bei den Strukturverbesserungen. Dieses Geld fehlt den Bauernfamilien für die Sicherung ihrer Existenzgrundlage.

Schon heute stellt die Sanierung von Gebäuden im Hügel- und Berggebiet viele Betriebe und Ortsgemeinden vor grosse finanzielle Herausforderungen.

Die gezielte Unterstützung durch Bund und Kanton trägt wesentlich dazu bei, die Bewirtschaftung dieser Flächen langfristig zu sichern.

Ein Abbau der Kantonsgelder führt gleichzeitig auch zu einer Reduktion der Bundesmittel, da gemäss Artikel 8 der Verordnung zu den Strukturverbesserungen eine Co-Finanzierung durch den Kanton Voraussetzung für Bundesbeiträge ist.

Bereits am 3. Juni 2025 wurde zu diesem Thema eine Interpellation im Kantonsrat eingereicht (51.25.52). Die Bergbauern sind durch diese «knausrige» Haltung doppelt betroffen.

Im Gegensatz dazu kennen die Nachbarkantone Appenzell und Graubünden keine Kürzungen, was die St. Galler Betriebe im Standortwettbewerb erheblich benachteiligt.

Zunehmender Druck auf junge Bauernfamilien

Die jungen Bauernfamilien müssen mit dem technischen Fortschritt Schritt halten, um nicht dem Strukturwandel zum Opfer zu fallen. Neue Vorschriften zu Tierwohl, Gewässerschutz oder Ammoniakreduktion verteuern Bauprojekte zusätzlich.

Gleichzeitig sind Hypotheken in der Landwirtschaft durch das bäuerliche Bodenrecht in der Höhe begrenzt, was alternative Finanzierungen stark erschwert.

Betroffen von den Kürzungen sind zudem Beiträge an die Basisinfrastruktur, insbesondere für Wasser- und Stromversorgung abgelegener Betriebe. Damit sind gerade jene Familien betroffen, die unverschuldet besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden.

Forderung nach Rücknahme der Kürzungen

Der St. Galler Bauernverband bittet den Kantonsrat eindringlich, die geplanten Kürzungen rückgängig zu machen. Nur so könne den Bauernfamilien auch in Zukunft eine Perspektive geboten und die Bewirtschaftung der wertvollen Flächen im Kanton St. Gallen langfristig gesichert werden.

pd/ako
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