Sleepy Hollow ist ein einsamer Ort in einem verschlafenen Tal am Hudson River. Hier soll es spuken. Der Geist eines im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg enthaupteten Söldners treibt sein Unwesen – ein kopfloser Reiter. Damit nicht genug: Der Lehrer des Dorfes ist spurlos verschwunden.
Der Schulmeister Ichabod Crane reist an, um die frei gewordene Stelle zu besetzen. Er glaubt nicht an Übersinnliches, sondern an Wissenschaft und Vernunft. Doch was er in Sleepy Hollow erlebt, lässt auch ihn an seinem Verstand zweifeln ...
Im frühen 19. Jahrhundert markierte «The Legend of Sleepy Hollow» einen der Anfangspunkte eines neuen literarischen Genres, der Short Story.
Ihren Autor, Washington Irving, machte sie zu einem der ersten Nationaldichter der jungen Vereinigten Staaten. Bis heute hat die Erzählung, die zwischen politischem Kommentar und Unterhaltung oszilliert, nichts von ihrer Strahlkraft eingebüsst.
Der mehrfach ausgezeichnete Dramatiker Philipp Löhle macht «Sleepy Hollow» in seiner Bühnenadaption zu einer Ballade über die Kopflosigkeit: Aus Angst wird Dummheit und aus Dummheit Angst.
Damit ist «Die Legende von Sleepy Hollow» wie gemacht für eine Zeit, in der sich Teile der Gesellschaft zusehends voneinander distanzieren und die Demokratie in Gefahr gerät, in den USA ebenso wie in Europa.
In ihrer Inszenierung verbindet die Leiterin der Schauspielsparte, Barbara-David Brüesch, die unübersehbaren politischen Dimensionen von «Sleepy Hollow» mit Theater in seiner ganzen Unterhaltungskraft und nutzt dabei auch popkulturelle Referenzen wie Tim Burtons Verfilmung mit Johnny Depp in der Hauptrolle.
Die Ästhetik ihrer Inszenierung orientiert sich an einer von Tarantino inspirierten Westernwelt ebenso wie an Bühnenklassikern wie «The Black Rider» oder «The Rocky Horror Show».
Damit setzt Barbara-David Brüesch gleichsam ein Projekt fort, mit dem sie sich schon länger auseinandersetzt: In der Spielzeit 20/21 inszenierte sie in St.Gallen «The Black Rider» (wiederaufgenommen 23/24), letzte Saison kam unter ihrer Spartenleitung «The Rocky Horror Show» auf die Bühne (Wiederaufnahme ab Dezember 2025).
«Die Legende von Sleepy Hollow» präsentiert sich als Amalgam aus beiden: eine theatrale «Horror-Show» mit eigens für St.Gallen geschriebener Bühnenmusik von Friederike Bernhardt und Interpretationen von Kompositionen von Händel und Ligeti bis zu Nick Cave und The Divine Comedy.
Die Nähe von «Sleepy Hollow», «The Black Rider» und «The Rocky Horror Show» widerspiegelt sich auch in der Besetzung: Als Schulmeister Ichabod Crane kehrt Rocky-Hauptdarsteller Yascha Finn Nolting nach St.Gallen zurück, der für seine Rolle als Karl von Moor in Gil Mehmerts Räuber-Inszenierung unlängst mit dem Publikumspreis der Bad Hersfelder Festspiele ausgezeichnet wurde.
In weiteren Rollen sind die Ensemblemitglieder Jonathan Fiebig, Jacob Hagemeyer, Manuel Herwig, Pascale Pfeuti, Lia Bayon Porter, Nicolas Rosat, Marcus Schäfer und Anja Tobler zu erleben.
Die Bühnenmusik wird von Damian Dalla Torre und Felix Römer live gespielt. Für einen atmosphärischen Klangteppich sorgt der Damenchor des Theaters St.Gallen unter der Leitung von Filip Paluchowski.
Neben Barbara-David Brüesch setzt sich das Kreativteam aus Alex Gahr (Bühne), Sabine Blickenstorfer (Kostüme) und Andreas Volk (Licht) zusammen, verantwortlich für Dramaturgie ist Martin Bieri.