Wissensbegierig, wie es Medienreporter einst waren, schreibe ich seit 18 Monaten ganz gezielt Menschen an, die sich während und nach der Covidpandemie in besonders exponierter Stellung befanden.
Menschen, die als politische Entscheidungsträger über einschneidende gesellschaftliche Massnahmen verfügten, oder Journalisten in den Redaktionsstuben, deren Aufgabe eine unabhängige Information der Bevölkerung zugrunde läge.
Wissenshungrig forderte ich ebenso Antworten von den höchsten Stellen unserer beiden Landeskirchen, die die Pfeiler unserer Seelsorge bilden, wie auch Antworten von jenen, denen die Stimme seit 4 Jahren fast gänzlich verwehrt wird.
Den, in unserer Gesellschaft fallen gelassenen, medizinisch geschädigten Opfern.
Schweigen in den Redaktionen
Die dabei entstandene Sammlung von Stellungnahmen ist, auch wenn Ignoranz überwog, mittlerweile beträchtlich angewachsen. Nur aus Redaktionsstuben blieben mir Antworten fast konsequent verwehrt. So habe ich während dieser Zeitspanne von einer Einzigen jeweils Reaktionen erhalten.
Die ernüchternde Feststellung dabei, die mich vor wenigen Tagen auch dazu bewog, aus der Kirche auszutreten, bestätigte mich in meinen Wahrnehmungen.
Fast durchwegs alle wichtigen Entscheidungsträger signalisierten in ihren Stellungnahmen, dass für Ereignisse wie Covid 19 die Legitimierung gegeben sei, Albert Schweitzers zitiertes Gesetz: «Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch für einen Zweck geopfert wird» verletzen zu dürfen.
Irrte Albert Schweitzer?
Mit der Botschaft aus seinem Zitat setze ich mich nach wie vor oft, auch in anderen Zusammenhängen, auseinander. Und es macht den Anschein, mein Gefühl stehe offenbar völlig quer zu dem, was mir Menschen aus höchst einflussreichen Stellungen beibringen wollten.
Doch der Gedanke, selbst vertieft weitergedacht, in dem ich mir erlauben würde, dieses Gesetz infrage zu stellen, bestärkt meine Überzeugung umso mehr.
«Menschen für einen Zweck zu opfern, kann niemals auf einer Gerechtigkeit basieren, sondern schafft lediglich willkürliche Ungerechtigkeit.»
Ernüchterndes Fazit
Nach 18 Monaten und unzähligen Schreiben an Menschen, die Ämter an exponierten Stellen unserer Gesellschaft bekleiden, aber auch an Menschen, denen ihre Stimme in der Schweiz fast gänzlich verwehrt wird, fasse ich ein ernüchterndes Fazit zusammen, das mich aber nicht von meinen Überzeugungen abbringen lässt.
Markus Bischof, Parteimitglied Aufrecht St.Gallen