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Stadt St.Gallen
13.09.2025
14.09.2025 08:02 Uhr

Fulminanter Theater-Saisonauftakt mit «I Capuleti e i Montecchi»

Lorenzo, Julia, Romeo, Tebaldo und Capellio
Lorenzo, Julia, Romeo, Tebaldo und Capellio Bild: stz.
Am 13. September 2025 eröffnete das Theater St.Gallen seine neue Opernsaison mit Vincenzo Bellinis Belcanto-Meisterwerk «I Capuleti e i Montecchi». Pınar Karabulut setzte die Geschichte von Romeo und Julia modern in Szene und bescherte dem Publikum einen Abend, der stimmlich und atmosphärisch überzeugte.

Dass das Werk nicht «Romeo und Julia» heisst, sondern «I Capuleti e i Montecchi», hat einen einfachen Grund: Es sind die Namen der beiden verfeindeten Familien aus Verona, zwischen denen die tragische Liebe angesiedelt ist. Romeo ist ein Montecchi, Giulietta eine Capuleti, deren Bruder von Romeo im Kampf getötet wurde.

Seither stehen sich die Familien unversöhnlich gegenüber – eine Konstellation, die William Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts zum Ausgangspunkt seiner Tragödie nahm.

Die Stimmen beeindruckten vom ersten Ton an, wie man es sich vom Theater St.Gallen gewohnt ist: Jennifer Panara als Romeo und Kali Hardwick als Giulietta gestalteten ihre Partien mit druckvoller Stimmkraft, präzisem Ausdruck und enormer emotionaler Bandbreite.

Panaras Romeo ist in Vincenzo Bellinis Partitur (Uraufführung: 1830 in Venedig) als sogenannte «Hosenrolle» angelegt – eine Operntradition, bei der eine Sängerin in Männerkleidung auftritt und eine Männerfigur verkörpert.

Regisseurin Pınar Karabulut entschied jedoch, die Figur nicht als verkleideten Mann zu zeigen, sondern die Darstellerin als Frau auftreten zu lassen. Ein Zugeständnis an den Zeitgeist, das der Stimmigkeit und Stimmgewaltigkeit des Abends keinen Abbruch tat.

Besonders hervorgehoben sei auch das Bühnenbild von Michela Flück, das mit seinen Western-Anleihen eine eigenständige, moderne Bildsprache entfaltete. 

Der «Wilde Westen» als Projektionsfläche für Konstruktionen von Männlichkeit war ein treffender Rahmen für die patriarchalen Machtgefüge, die Karabulut infrage stellt.

Das Team durfte sich über eine sehr gelungene Premiere freuen Bild: stz.

Auch die Kostüme von Teresa Vergho griffen diese Welt stilsicher auf, während die Lichtgestaltung von Bernd Purkrabek für atmosphärische Übergänge und dramatische Akzente sorgte.

Das Sinfonieorchester St.Gallen unter der Leitung von Michael Balke entfaltete Bellinis Klangsprache mit grosser Sensibilität, vom feinen lyrischen Leuchten bis zu den leidenschaftlichen Ausbrüchen.

Balke, mit Belcanto ebenso vertraut wie mit dem St.Galler Orchester, führte die Sänger sicher durch die heiklen Partien und schuf zugleich ein fein austariertes Gleichgewicht zwischen Bühne und Graben.

Neben den beiden Hauptrollen setzten auch die weiteren Ensemblemitglieder Akzente: Riccardo Botta als Lorenzo und Jonas Jud als Capellio, der nach seinem Auftritt in Verdis Macbeth bei den Salzburger Festspielen wieder in St.Gallen zu erleben ist. Omar Mancini ergänzte als Tebaldo die Besetzung.

Das Premierenpublikum feierte Ensemble und Produktion mit lang anhaltendem Applaus und Standig Ovations. Mit dieser starken, modernen und zugleich traditionsbewussten Interpretation von Bellinis Oper ist dem Theater St.Gallen einmal mehr ein schöner Auftakt in die Saison gelungen.

Romeo und Julia 

I Capuleti e i Montecchi; Oper von Vincenzo Bellini; Tragedia lirica in zwei Akten 

  • Musik von Vincenzo Bellini 
  • Libretto von Felice Romani 
  • Koproduktion mit der Opéra national de Lorraine, dem Theater Magdeburg und 
  • Opera Ballet Vlaanderen 

Grosses Haus

  • Musikalische Leitung: Michael Balke 
  • Inszenierung: Pınar Karabulut
  • Szenische Einstudierung: Clara-Sophie Freitag 
  • Bühne: Michela Flück 
  • Kostüm: Teresa Vergho 
  • Licht: Bernd Purkrabek 
  • Dramaturgie: Daniel Url 
  • Choreinstudierung: Filip Paluchowski 
  • Regieassistenz: Pady Zlatanovski 
  • Inspizienz: Fabio Rickenmann 

 

  • Romeo: Jennifer Panara 
  • Giulietta: Kali Hardwick 
  • Capellio: Jonas Jud 
  • Tebaldo: Omar Mancini 
  • Lorenzo: Riccardo Botta 
  • Sinfonieorchester St. Gallen 
  • Chor des Theaters St. Gallen 

Vorstellungen 

  • Samstag, 13. September 2025, 19 Uhr 
  • Sonntag, 28. September 2025, 19 Uhr 
  • Mittwoch, 29. Oktober 2025, 19.30 Uhr 
  • Dienstag, 11. November 2025, 19.30 Uhr 
  • Sonntag, 16. November 2025, 14 Uhr 
  • Donnerstag, 20. November 2025, 19.30 Uhr 
  • Sonntag, 23. November 2025, 17 Uhr 

konzertundtheater.ch/programm

stgallen24/stz.
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