Vincenzo Bellinis 1830 in Venedig uraufgeführte Oper I Capuleti e i Montecchi kommt in St.Gallen als Koproduktion mit der Opéra national de Lorraine, dem Theater Magdeburg und Opera Ballet Vlaanderen auf die Bühne.
Entstanden in der Übergangszeit zwischen den beiden festen Grössen der italienischen Oper, Rossini und Verdi, richtet Bellinis Bearbeitung der weltbekannten Geschichte der aus verfeindeten Familien stammenden Liebenden Romeo und Julia den Fokus auf das Innenleben der beiden Hauptfiguren und zeigt dabei eine enorme emotionale Bandbreite von zarten lyrischen Momenten bis hin zu dramatischen Ausbrüchen.
Pınar Karabulut, eine der spannendsten Regisseure der Gegenwart, die etwa mit ihrer vielbeachteten Inszenierung von Puccinis Trittico an der Deutschen Oper Berlin auch im Musiktheater auf sich aufmerksam machte, lässt sich von der Tatsache inspirieren, dass Romeo bei Bellini von einer Mezzosopranistin als Hosenrolle gesungen wird, und spitzt den Geschlechterkonflikt zu.
Dabei stellt sie Machtgefüge patriarchaler Strukturen und autoritäres Handeln infrage.
Den Handlungsort verlegt sie in eine stilisierte Wild-West-Welt – ein sinnbildliches Umfeld für Konstruktionen von Männlichkeit. Das Bühnenbild stammt von Michela Flück, verantwortlich für Kostüme und Licht sind Teresa Vergho bzw. Bernd Purkrabek.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Michael Balke, der nicht nur mit Belcanto, sondern auch mit dem Sinfonieorchester St.Gallen bestens vertraut ist. In der Ostschweiz dirigierte er zuletzt Rossinis Guillaume Tell und Strauss’ Fledermaus.
Das Ensemble setzt sich mit Ausnahme von Omar Mancini in der Rolle des Tebaldo aus hauseigenen Solisten zusammen: Jennifer Panara (Romeo) und Kali Hardwick (Giulietta) singen die beiden Hauptrollen.
Riccardo Botta wird in der Rolle des Lorenzo zu hören sein. Jonas Jud, der im Sommer in Verdis Macbeth bei den Salzburger Festspielen auftrat, kehrt als Capellio nach St.Gallen zurück.