Diesen Sommer findet die Frauenfussball-Europameisterschaft in der Schweiz statt – ein historisches Ereignis, ein sportliches Highlight und eine Chance für echte Gleichstellung. Denn die Schweiz hat noch einiges aufzuholen bei der Gleichstellung der Geschlechter im Fussball. Die Schweiz ist Gastgeberin, St.Gallen ist Host City.
Und doch: In der offiziellen Fanmeile der Stadt sollen keine Spiele öffentlich gezeigt werden; spätestens um 19.00 Uhr wird abgepfiffen, denn die Fanmeile schliesst dann aufgrund der vermeintlichen Lärmbelästigung. Kein Public Viewing, keine gemeinsame Fussballfreude, keine grosse Leinwand.
Für die Jungen Grünen St.Gallen ist klar: Das ist ein Rückschritt und ein Armutszeugnis.
Die Projektleiterin begründet diesen Entscheid damit, dass die Stadien gefüllt werden sollen. Doch: Die Spiele in St.Gallen sind bis auf eines alle längst ausverkauft.
Wer jetzt auf leere Tribünen verweist, unterschätzt das Interesse der Bevölkerung massiv und strahlt vor allem eines aus: mangelnden Glauben an den Erfolg des eigenen Projekts und des Frauenfussballs. Genau diesen Eindruck vermitteln die Projektorganisation und der zuständige politische Ausschuss nun gegen aussen.
Gleichzeitig wird versucht, die Verantwortung auf das Stadtparlament abzuschieben, obwohl dieses nicht für die konkrete Ausgestaltung der Projektvorlage zuständig ist.
Wünschenswert wäre es, wenn die Ziele für die Zuschauerquote hochgesteckt würden und auch ein dementsprechendes Projekt auf die Beine gestellt würde.
Wer den Frauenfussball trotzdem feiern will, wird auf das Public Viewing im dunklen Waaghaus verwiesen, das von einer privaten Eventagentur organisiert wird – oder auf Restaurants.
Doch nach Ansicht der Jungen Grünen sollten Public Viewings in den Gastrobetrieben und in der Fanmeile koexistieren, damit es Platz für alle gibt.
Während bei Männerturnieren in St.Gallen grosse Public Viewings mit Hunderten von Fans in zentralen Lagen bewilligt und ermöglicht werden und das Thema Lärmbelästigung niemanden ernsthaft interessiert, winkt man bei der Frauen-EM bei der Fanmeile ab – genau dort, wo es am meisten Wirkung entfalten würde.
Was bitte soll das für ein Signal sein?
Diese EM wäre die Chance, Gleichstellung im Sport auch im öffentlichen Raum zu leben. Der Frauenfussball hat längst bewiesen, dass er Massen bewegt und Emotionen weckt. Doch statt dieses Potenzial zu nutzen, zieht sich die Stadt aus der Verantwortung – in der eigenen Fanmeile, bei einem Heimturnier.
Die Jungen Grünen St.Gallen fordern:
- eine sofortige Überprüfung des Entscheids, keine Spiele zu zeigen;
- Gleichbehandlung mit Männerturnieren bei der Organisation von Public Viewings;
- ein klares Bekenntnis zur Sichtbarkeit des Frauenfussballs in der Stadt.
Die Gleichstellung im Sport beginnt nicht auf dem Feld – sondern bei den Rahmenbedingungen. Und genau da fällt St.Gallen durch.
Als Antwort organisieren die Jungen Grünen St.Gallen am 23. Juli 2025 ein eigenes Public Viewing, an dem das Halbfinale gestreamt wird.
Vorgängig findet das Podium «Fairplay für alle? – Frauenfussball und strukturelle Benachteiligung» statt.
Die Jungen Grünen St.Gallen empfehlen den verantwortlichen Organisatoren, daran teilzunehmen und etwas zu lernen. Sie freut sich auch auf alle anderen, die dabei sein möchten und gemeinsam mit ihr den Frauenfussball feiern.