Einfache Anfrage:
Zukunft des «Haus im Zentrum» nach der Schliessung des Familienbüros
Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin
Sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats
In der Medienmitteilung vom 28. Mai informierte der Stadtrat über die Schliessung des Familienbüros St.Gallen – nur ein Jahr nach dessen Start im Rahmen eines Pilotbetriebs. Das Familienbüro war ein zentraler Bestandteil des Realisierungskonzepts «Haus im Zentrum». Dieses wurde mit Beschluss vom 24. November 2020 im Zuge der Behandlung des Postulats «Ein Familienzentrum für die Stadt St.Gallen» als erledigt abgeschrieben, womit dem vorgeschlagenen weiteren Vorgehen ausdrücklich zugestimmt wurde. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Stadt St.Gallen künftig eine umfassende und niederschwellige Unterstützung von Familien sicherstellen will, wenn ein zentrales Angebot nach so kurzer Zeit wieder eingestellt wird.
Obwohl die Evaluation des Pilotprojekts zur Entscheidung geführt hat, das Familienbüro zu schliessen, bleiben zahlreiche Fragen offen. Die Bedürfnisse der Zielgruppen – insbesondere in Bezug auf Beratung, Information und Orientierung zu Themen rund um das Familienleben in der frühen Kindheit – bestehen weiterhin. In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass in den vergangenen Jahren ein erheblicher Aufwand in die Entwicklung und Planung des Projekts investiert wurde:
- Hunderte von Stunden wurden von engagierten Personen – ohne jegliche Entschädigung wie Lohn oder Sitzungsgeld – in einem Zeitraum von rund sieben Jahren geleistet.
- Zahlreiche Workshops und Begleitungen fanden statt – allein die Begleitung der Folgephase durch das Beratungsunternehmen B’VM betrug rund 43’000 Franken.
- Vertreter verschiedenster Organisationen arbeiteten mit, trotz teils unterschiedlicher Vorstellungen und Konstellationen, die in konstruktive Prozesse überführt wurden.
- Der gewählte Standort im Haus OLE (2. Stock) wurde von Anfang an kritisch beurteilt: Die angestrebte Niederschwelligkeit konnte nicht erreicht werden, da der Zugang für die Zielgruppen mit zu hohen Hürden verbunden war.
Vor diesem Hintergrund stellen sich folgende Fragen:
- Welche spezifischen Gründe haben letztlich zum Scheitern des Pilotprojekts Familienbüro geführt?
- Wie wird die Stadt St.Gallen die aus dem Pilotbetrieb gewonnenen Erfahrungen nutzen, um zukünftige Angebote effektiver zu gestalten? Werden diese Erkenntnisse konkret in bestehende Angebote integriert – wenn ja, wie?
- Wie geht es mit dem Konzept des «Haus im Zentrum» weiter? Welche konkreten Schritte sind geplant, um das Konzept eines Hauses im Zentrum voranzutreiben?
- Welche Massnahmen sind geplant, um die entstandene Angebotslücke zu schliessen? Wird an einem neuen Anlauf für ein «Haus im Zentrum» gearbeitet oder wurde das Projekt stillschweigend beendet?
- Wie viele personelle und finanzielle Ressourcen wurden in den letzten sieben Jahren seitens der Stadt und involvierter Organisationen in das Projekt «Haus im Zentrum» bzw. das Familienbüro investiert? Liegen dazu Statistiken oder eine zusammenfassende Aufstellung vor?
Wir danken Ihnen herzlich für die Beantwortung unserer Fragen.
Freundliche Grüsse
Jenny Heeb, SP
Lydia Wenger, SP
St.Gallen, 5. Juni 2025