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Leserbrief
Stadt St.Gallen
11.03.2025

«St.Gallen braucht eine ausgewogene Sicht auf Mobilität»

Bild: Collage: stgallen24
Simon Reifler äussert sich in seinem Leserbrief zur «einseitigen Berichterstattung über die Mobilität in St.Gallen». Er kritisiert die überproportionale Gewichtung negativer Stimmen und fordert eine differenzierte Betrachtung der Parkplatzsituation in der Stadt.

«Gerne verfolge ich die lokalen Nachrichten in Ihrem Portal, und für Informationen über unsere schöne Gallusstadt sind Sie stets mein erster Anlaufpunkt.

Leider störe ich mich an der von mir wahrgenommenen einseitigen Berichterstattung zum Thema Mobilität in der Stadt St.Gallen.

Man bekommt häufig das Gefühl, dass Ihr Portal den Negativstimmen eine sehr grosse Gewichtung gibt und insbesondere den Mitgliedern von Aufrecht eine Plattform bietet, die gemessen am Wahlerfolg überproportional ist (rund 4000 Wählerstimmen in der letzten Stadtparlamentswahl im Vergleich zu 20'000 für die Juso).

Insbesondere den letzten Beitrag «So kommt niemand mehr nach St.Gallen» fand ich sehr ermüdend einseitig bis polemisch. «Niemand will mehr nach St.Gallen kommen und einkaufen. Man fördert das Lädelisterben und macht die Stadt für Auswärtige völlig unattraktiv.»

Hier fehlt mir die Differenzierung zwischen Korrelation und Kausalität. Der stationäre Detailhandel verliert durch das bestehende Überangebot an digitalen Marktplätzen laufend an Boden, und ich denke nicht, dass die Distanz der Parkplätze einen massgeblichen Unterschied machen würde.

Während ich absolut kleine Detailhändler unterstütze und ein möglichst breites Angebot begrüsse, bin ich der Meinung, dass wir in der Stadt St.Gallen – abgesehen von einigen wenigen Tagen oder Stunden im Jahr – über ausreichende Parkplätze in der Innenstadt verfügen.

Wenn ich die Aussagen der geschätzten Geschäftsbetreiber lese, muss ich fast schmunzeln: «Vor meinem Laden gab es zwischen 20 und 25 Kurzzeit-Parkplätze. Auch wenn sie nur 30 Minuten Parkzeit erlaubt haben, belebten sie die Stadt und zogen viele Leute für Restaurants und Geschäfte an.»

Ich wüsste gerne, inwiefern die 30-Minuten-Parkplätze die Stadt belebten und wie viele Leute tatsächlich gestresst innert 30 Minuten ein Restaurant suchen, etwas Passendes zu essen finden, bestellen, warten, konsumieren und bezahlen. Das Argument, die Stadt zu beleben, kann man noch stehen lassen, wenn man die Rosenbergstrasse gerne belebter sehen möchte.

Auch folgende Aussage finde ich bedenklich: «Besonders für die Gastronomie ist es fatal. Trinkst du ein Glas mehr, kannst du das Auto nicht mehr über Nacht stehen lassen. Die Leute kommen so nicht mehr nach St.Gallen.»

Vorbildlich, dass das Auto stehen gelassen wird. Dies kann auch weiterhin passieren – entweder in einem Parkhaus gegen eine entsprechende Gebühr oder sogar einmal pro Woche in der blauen Zone (dort können auch Tageskarten gekauft werden). Da diese Personen zu später Stunde ohnehin ohne Auto nach Hause kommen, wäre die Anreise ohne Auto sicher der unbeschwerlichere Teil.

«Die Parkplatzsituation beeinflusst unser Geschäft stark. Die Kundschaft kann nicht mehr kurz hineinschauen oder etwas abholen.» Die Leu-Boutique ist vom sanierten Parkhaus Burggraben oder vom Brühltor fast gleich schnell zu erreichen wie von den aufgelösten Parkplätzen beim Marktplatz, und man muss sich mit dem Auto nicht durch die Menschenmengen am Marktplatz kämpfen.

Abschliessend muss ich sagen, dass ich eine gewisse Frustration verstehe und gewisse Standpunkte teile (Lädelisterben sollte verhindert werden).

Als Bewohner der Stadt St.Gallen, der diverse Mobilitätsformen nutzt (Auto, ÖV, Velo, zu Fuss), sehe ich den Untergang der Mobilität in St.Gallen nicht wirklich. Wenn ich nach der Arbeit mit dem Auto in der Stadt einkaufe, finde ich immer einen Parkplatz – und in der Regel direkt im ersten Parkhaus, das ich ansteuere.

Zudem war ich über den Abschlusssatz irritiert: «St.Gallen ist nicht so wichtig, dass man nicht darauf verzichten kann.» Wenn ich die doppelte Verneinung richtig interpretiere, wird hier St.Gallen als unwichtig bezeichnet, was ich definitiv verneinen muss. St.Gallen ist als kulturelles und ökonomisches Zentrum der Nordostschweiz unverzichtbar.»

Simon Reifler
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