Dieser Brief veranschaulicht die wirtschaftliche Komplementarität zwischen Teilen Süddeutschlands und der Ostschweiz. Die Eidgenossenschaft importierte seit dem Mittelalter und in zunehmendem Masse seit dem 16. Jahrhundert in grossen Mengen Getreide aus Schwaben.
Umgekehrt gelangten Tuche, Geld und Viehprodukte aus der Ostschweiz nach Süddeutschland. Zwischen diesen beiden Regionen bestanden zu jener Zeit enge wirtschaftliche Tausch- und Abhängigkeitsbeziehungen.
Aber warum wurde die Textilproduktions- und handelsstadt St.Gallen für Butter angefragt? Städte waren für die Ernährung der Bevölkerung stark vom Umland abhängig. St.Gallen sicherte sich zu diesem Zweck die Versorgung mit Fleisch, Käse und Butter aus dem Appenzellerland und Toggenburg.
Ein Eintrag in der ältesten Gesetzessammlung der Stadt St.Gallen aus dem 14. und 15. Jahrhundert zeigt, dass der Stadtrat von St.Gallen das Monopol auf den Handel mit Molkenprodukten durchsetzen wollte. Es heisst dort, es sei den Bürgern verboten, Butter, Käse, Ziger und Molken an einem anderen Ort als auf dem offiziellen Markt von St.Gallen oder Appenzell zu kaufen.