Thomas Pfister, Ihre Wahlkampagne bedient primär ein Thema: Nein zu Tempo 30, weshalb?
Auf verkehrsorientierten Strassen wie Hauptverkehrsachsen und Hauptstrassen im Kantons- und Stadtgebiet muss weiterhin 50 gefahren werden können. Die Hierarchie des Strassennetzes muss gewahrt bleiben, sodass dieses weiterhin funktionsfähig ist.
Verliert mit Tempo 30 die Strasse ihre Funktion?
Ja, denn wir unterscheiden zwischen siedlungsorientierten und verkehrsorientierten Strassen: Auf siedlungsorientierten Strassen, hauptsächlich Quartierstrassen, ist Tempo 30 mittlerweile etabliert und kaum infrage gestellt. Aktuell infrage gestellt ist das Vorgehen der Stadt St.Gallen, weil sie bestehende Tempo-30-Zonen in Begegnungszonen umwandelt. Bis Jahresende sind von denen gegen 30 neue projektiert und geplant.
Verkehrsorientierte Strassen müssen den auf ihr bewegten Verkehr so schnell wie möglich auf das übergeordnete Netz bringen. Kann das nicht geschehen, führt dies zu Ausweichverkehr in den Quartieren, und das gilt es zu vermeiden.
Tempo 30 bringt uns allen mehr Lebensqualität und Ruhe.
Nein. Tempo 30 führt heute bereits in den Quartieren dazu, dass die Lärmbelastung durch den Strassenverkehr abgenommen hat. Auf Hauptverkehrsachsen kann eine Lärmreduktion durch den Einbau von sogenannten «Flüsterbelägen» zu einer Lärmreduktion führen. Auch werden sehr viele Bestrebungen im Fahrzeugbau unternommen, um die Fahrgeräusche zu minimieren.
Die Hauptverkehrsströme finden zu Zeiten statt, an welchen die Bewohner schon wach sind, am Arbeiten, zur Schule oder Uni gehen oder bereits ihr Zuhause verlassen haben. In der Nacht oder zu Ruhezeiten von 22.00 bis 06.00 Uhr sind die Verkehrsströme bereits stark reduziert.
Tempo 30 ist die kostengünstigste Massnahme.
Durch Tempo 30 müssten auch andere Einbussen in Kauf nehmen: schnelle Elektrovelos, ÖV-Nutzer sowie das Gewerbe. Die Einwohner in Gemeinden oder Städten vergessen oftmals, dass die von ihnen im Laden angebotenen und gekauften Produkte und Dienstleistungen zum allergrössten Teil auf der Strasse transportiert werden und dass die Lieferzeit ein entscheidender Faktor bei der Festlegung des Endpreises ist. Wollen wir denn noch weniger in unseren Taschen haben am Ende des Monats? Nein.
Sie haben Einbussen erwähnt, gibt es noch weitere?
Eine grosse und nicht zu unterschätzende Einbusse ist die Einsatzzeit der Blaulichtorganisationen. Hier zählt jede Minute, um Leben zu retten. Insbesondere auch für freiwillige Feuerwehrleute oder zurückbeorderte Berufsfeuerwehrleute, Sanitäter oder Polizisten, die nicht über die vorrangigen Mittel verfügen, um zur Wache zu gelangen. Das ist klar zum Nachteil der Opfer, die sich auf die Notdienste verlassen.
Viele befürworten Tempo 30, Sie wehren sich dagegen.
Eine im Dezember 2021 veröffentlichte Umfrage zeigt klar auf, dass 68 Prozent der Befragten eine generelle Einführung von Tempo 30 innerorts ablehnen. Somit widerspricht die geplante Reduktion der Geschwindigkeit dem Willen einer Mehrheit der Bevölkerung und eine vom TCS Schweiz in Auftrag gegebene Umfrage bestätigt, dass sich über 80 Prozent der St. Galler Bevölkerung gegen Tempo 30 flächendeckend ausspricht.
Oft wird davon gesprochen, dass der Zeitverlust bei Tempo 30 minim ist.
Das stimmt. Auf einer Teilstrecke von 150 oder 200 Metern macht das kaum etwas aus. Bei längeren Strecken oder gar bei flächendeckendem Tempo 30 verdoppelt sich die Fahrzeit. Wollen Sie denn unnötig die doppelte Zeit aufwenden, um Ihre Kinder aus dem Training abzuholen, um den Wocheneinkauf zu machen, um auf die Arbeit zu kommen oder um Ihre Eltern und Freunde zu besuchen? Nein.
Weshalb geht das nicht?
Der motorisierte Individualverkehr ist ein Pfeiler unseres Wohlstandes. Sehr viele Menschen sind auf unabhängige Verkehrsmittel angewiesen, diese Freiheit einzuschränken oder gar Ihnen diese zu berauben, das widerspricht einer liberalen Gesellschaft.