Es gehört zu den Logiken des Kulturbetriebs, dass es zu seinen Berufen (vielleicht sogar zunehmend) vorgegebene Ausbildungswege gibt. So sind die Mitglieder von Schauspielensembles vielfach Absolventen von Kunsthochschulen. Weniger bekannt ist, dass für den sekundären Arbeitsmarkt ebenso zutrifft, was für den primären gilt.
Auch für die Darsteller des Komiktheaters der GHG Sonnenhalde Tandem gibt es eine professionelle Ausbildung: Der zweijährige Lehrgang «Praktiker Schauspielerei» ist ein im deutschen Sprachraum einzigartiges Angebot für Menschen mit Beeinträchtigung, die über ein aussergewöhnliches künstlerisches Potenzial verfügen. Der Lehrgang kann zu einer Festanstellung im Komiktheater führen.
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Es ist also nicht weniger als das Aufeinandertreffen von zwei professionellen Schauspielensembles, wenn Konzert und Theater St. Gallen und das Komiktheater der GHG Sonnenhalde Tandem zusammenspannen, um einen gemeinsamen Blick auf Shakespeares Sturm zu werfen. Sarah Marinucci, Leiterin des Komiktheaters, sagt dazu: «In der Zusammenarbeit treffen zwei Theater, zwei Kulturen aufeinander, die voneinander lernen und sich gegenseitig bereichern können. Dies tut dem Theater gut und ist darüber hinaus der nächste wichtige und auch richtige Schritt hin zu einer selbstverständlich gelebten Diversität, die wir als Gesellschaft anstreben müssen.»
Die beiden Ensembles befruchten sich ebenso sehr, wie die Arbeit ein gegenseitiges Verständnis voraussetzt und fördert: «Die Proben zu Sturm sind vor allem geprägt von Anarchie und Gemeinschaft und einem ganz eigenen Zeitfluss. Wenn ich auf die Probe komme, herrscht da oft ein kreatives Flimmern, an vier verschiedenen Ecken des Raumes geschehen unterschiedliche Dinge, manchmal wird auch nur gemalt oder miteinander musiziert und dann entsteht aus all diesen Dingen, die parallel ablaufen, auf einmal ein Moment, von dem man weiss: Der muss in dem Abend unbedingt vorkommen», fügt Produktionsdramaturgin Laura Friedrich vom Theater St. Gallen hinzu.
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Der Stoff erzählt vom Schicksal Prosperos, der von seinem machthungrigen Bruder gestürzt und vertrieben wurde. Seither herrscht Prospero über Natur und Wesen einer kargen Insel, auf die er sich mit seiner Tochter Miranda retten konnte. Als zwölf Jahre später ein Schiff der neapolitanischen Flotte vorbeisegelt, das alle Feinde Prosperos birgt, lässt dieser einen gewaltigen Sturm entfesseln und seine Feinde stranden. Aussenwelt und Inselwelt treffen aufeinander. Für die Gestrandeten und die Inselbewohner ergibt sich dadurch eine komplett neue Situation, in der sie sich fragen: Muss das Leben weitergehen wie zuvor? Oder sind in dieser Welt noch andere Dinge für sie möglich?
Das Ensemble setzt sich aus Joy Käser, Florian Nef, Silas Obertüfer, Cornelia Rach und Joanna Rohner vom Komiktheater sowie Tabea Buser, Christian Hettkamp und Pascale Pfeuti vom Konzert und Theater St. Gallen zusammen. Regie führt Michel Schröder, der als Quereinsteiger den Weg ins Theater fand. Während seiner Zeit als Regieassistent arbeitete er u.a. mit Christoph Marthaler, Frank Castorf und Stefan Pucher zusammen. 2000 gründete er die Theatergruppe kraut_produktion und ist seit 2010 Co-Leiter des Fabriktheaters der Roten Fabrik.
2014 wurde er ans Schweizer Theatertreffen eingeladen. Die Musik stammt von Nico Feer, der am Theater St. Gallen schon Produktionen wie Lugano Paradiso oder zuletzt Lahme Ente, blindes Huhn begleitet hat. Das Bühnenbild stammt von Damian Hitz, der in der aktuellen Spielzeit bereits das Bühnenbild von Gott entwarf, die Kostüme von Iva Ivanova. Verantwortlich für Videotechnik ist Georg Lendorff.