Es war wieder ein unvergesslicher Abend. Eine würdige Preisverleihung. Eine Ehrung für zwei Künstler, die weit über das Rheintal hinausstrahlen. Die in ihren Genres stilbildend sind. Und die noch in der Blüte ihres Wirkens sind. Der Filmemacher Thomas Lüchinger erhielt den «Goldiga Törgga» für sein langjähriges Schaffen. Der Musiker, Bassist, Soundtüftler und Kulturaktvist Sandro Heule durfte den «Grüana Törgga» übernehmen.
«Goldiga Törgga» mit Toggenburger Alpsegen
Engagement und Potential
Das Kinotheater Madlen war wieder voll besetzt. Wie alle Jahre hatten die Kulturfreunde des Rheintals zu dieser Preisverleihung gefunden. Und wie alle Jahre wurde der Festakt durch Dr. Christa Köppel als Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung moderiert. Denn wie alle Jahre hatte die Jury für den «Goldiga Törgga» getagt und der Stiftungsrat den Preisträger bestimmt. Und wie alle zwei Jahre gab es auch einen «Grüana Törgga» für einen jüngeren Kulturschaffenden mit Engagement und Potential.
Zuerst war Sandro Heule an der Reihe, dessen Laudatio von Christa Köppel gehalten wurde. Seit seiner Ausbildung an der Musik-Akademie der Höheren Fachschule in St.Gallen suchte er in unterschiedlichen Formationen und Projekten immer wieder neue Anregungen und Herausforderungen. Heule selbst bezeichne sich als «Ausprobierer», der die Improvisation, elektronische Experimente, groovelastige Musik und den Live-Auftritt liebt.
Vernetzer und Organisator
Sandro Heule tritt aber nicht nur als Musiker, sondern auch als Vernetzer und Organisator von Projekten auf. Ein Beispiel dafür sei die aktuelle Veranstaltungsreihe «Amboss & Steigbügel» an wechselnden Aufführungsorten. Heule ist überzeugter Rheintaler und wohnt in Widnau. Er bedankte sich für die Auszeichnung mit einem Aufruf an die für Kultur Verantwortlichen: «Kultur braucht Raum». Und merkte schmunzelnd mit dem grün eingefärbten Maiskolben in der Hand an, dass der «Grüana Törgga» ja fast schon gelb-goldig sei.
Die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger des «Goldiga Törgga» Thomas Lüchinger hielt dessen Freund und langjähriger Wegbegleiter Peter Roth, der bekannte Toggenburger Musiker, Komponist, Chorleiter und Inititator der Klangwelt Toggenburg und des noch im Bau befindlichen «Klanghuus». Es wurde eine denkwürdige, zutiefst ergreifende und einfühlsame Laudatio. Eine Laudatio, wie sie nur ein wirklicher Freund halten kann. Eine Hymne auf das Leben und Schaffen des Thomas Lüchinger.
Jodel und Hackbrett
Peter Roth startete seinen Vortrag mit einem Jodel und spielte dazu auf dem Hackbrett. Und er beendete die Laudatio mit dem Toggenburger Alpsegen, einem Jodel. Dies waren natürlich Verweise auf den von Thomas Lüchinger über sein Schaffen schon 2006 gedrehten Film «Johle und Werche». «Thomas ist ein Universalgenie. Sein gesamtes Leben verdichtet sich immer mehr zu einem Gesamtkunstwerk.»
Video: Ulrike Huber
Lüchinger bedankte sich für die Preisverleihung und die Laudation von Peter Roth: «Deine Worte werden wie unsere Freundschaft immer ihren Platz in meinem Herzen haben.» Das Preisgeld in Höhe von 15´000 Franken sei schon verplant, nämlich in die Finanzierung seines nächsten Filmprojektes. Denn obwohl Thomas Lüchinger in den nächsten Tagen seinen siebzigsten Geburtstag feiert, ist er auf der Höhe seiner Schaffenskraft und hat zuletzt mit dem einfühlsamen Portrait «Sound and Silence» über das Leben und Wirken von zwei japanischen Musikern wieder den ersten Platz an einem Dokumentarfilmfestival eingeheimst.
Vier stimmkräftige Damen
Musikalisch umrahmt wurde die diesjährige Preisverleihung durch die vier stimmkräftigen Damen von «Liaison». Begleitet durch den Pianisten Dani Rieser und den Drummer Mario Söldi lieferten sie ein musikalisches Feuerwerk ab. Vier starke Frauen, vier eigenständige Charaktere, vier gewaltige Stimmen mit unterschiedlicher Klangfarbe. Jiris Pauli, Manu Oesch, Astrid Ziegler und Sonja Zünd boten dem Publikum vor Energie strotzende Musiknummern.
Dabei ist ihre Interpretation von «Bohemian Rhapsody», dem Meisterwerk von Queen-Mastermind Freddy Mercury hervorzuheben. Während der leider früh verstorbene Mercury ob der zahllosen misslungenen Blasmusik- und Amateurchorversionen seines vielschichtigen Songs in seinem Grab rotieren wird, war die Version von Liaison von einer bemerkenswerten Werktreue und Leichtigkeit. Insbesondere den «Opernteil» in der Mitte der Nummer hat man noch selten so gut interpretiert gehört.
Traditioneller Apéro riche
Natürlich wurde dieser Preisverleihungsabend wieder mit dem traditionellen Apéro riche aus der Küche des Madlen-Restaurants abgeschlossen. Viele verschiedene feine Häppchen und Altstätter Wein liessen die vielen Besucher noch länger verweilen und sich über den gelungenen Festakt unterhalten.