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Stadt St.Gallen
02.11.2023
02.11.2023 16:28 Uhr

Über 100 Kinderfestgeschichten für St.Galler Stickerei eingereicht

Das Bild zur Geschichte von Joana Wöstenfeld
Das Bild zur Geschichte von Joana Wöstenfeld Bild: zVg
Bis zu zwei Meter St.Galler Stickerei gegen die schönsten Geschichten vom Kinderfest: Die St.Galler Bevölkerung nahm diese Challenge der Stickereihersteller Forster Rohner, Jakob Schlaepfer, Inter-Spitzen sowie dem Couture-Atelier «Die Manufaktur» an und reichte in den vergangenen Wochen über 100 Geschichten ein.

Die St.Galler teilen sich viele Erinnerungen an das Kinderfest: Die Böllerschüsse, den Marsch auf den Rosenberg, die Bratwurst und auch die festliche Kleidung spielte stets eine wichtige Rolle.

Letzteres zeigen die vielen eingereichten Geschichten, die von persönlichen Momenten erzählen, wie dem Hochzeitskleid, welches die Mutter für das Fest umgenäht hat, von der grossen Liebe, die man mit einem speziellen Outfit beeindrucken wollte oder auch von den Reaktionen der Zuschauer, als die Mädchen 1975 das erste Mal Hosen trugen.

Diese zwei Geschichten haben die Jury besonders beeindruckt

Die zwei besten Geschichten wurden zusätzlich zu den kostenlosen Stickereien mit einem massgeschneiderten Kinderfestoutfit oder einem Nähworkshop der Schneiderei «Die Manufaktur» gekürt. Ausgewählt wurden sie von der Jury bestehend aus den Geschwistern Caroline und Emanuel Forster, die zusammen die Forster Group in vierter Generation leiten, sowie Karin Bischof, die Inhaberin von der Schneiderei «Die Manufaktur».

Auf dem ersten Platz befindet sich Joana Wöstenfeld als Initiantin der ersten Hosenträgerinnen am Kinderfest. «Diese Geschichte fanden wir einzigartig. Sie erzählt von der feinen Balance der damaligen Schülerin, etwas zu wagen und doch Traditionen zu respektieren. Das mitgeschickte Foto belegt, wie schön, modern und stimmig das Resultat sein kann», so die Jury.

Der zweite Platz ging an die Lehrerin Romana Büsch. Auch hier war sich die Jury einig: «So wie Romana Büsch haben wir wohl alle das Kinderfest in Erinnerung. Man findet sich in vielen der beschriebenen Situation selbst wieder. Wir finden es besonders schön, dass die Geschichte auch die Herausforderungen und Leistungen der Lehrpersonen als wichtiger Bestandteil des Festes aufzeigt.»

Das Bild zur Geschichte von Romana Büsch Bild: zVg

«Oh, luäg, da wird mis Chlaid!»

Am 30. und 31. Oktober konnten die über 100 Kinderfestaktion-Teilnehmer ihre Stoffe im Outletstore der Forster Group an der Flurhofstrasse 150 abholen. Damit das Stickerei-Outfit für das nächste Kinderfest gelingt, standen Mitarbeiter der Forster Group sowie der Schneiderei «Die Manufaktur» den Teilnehmern bei Fragen über Konfektion und Verarbeitbarkeit von gewissen Stoffen beratend zur Seite.

Hier geht’s zu den Top-6-Kinderfestgeschichten

Weitere Geschichten werden fortlaufend auf dem Instagramkanal der Forster Group veröffentlicht: @forstergroupsg

1. Platz: Joana Wöstenfeld, die Initiantin der ersten Hosenträgerinnen

«Schon in der 1. Klasse war ich zum ersten Mal am Kinderfest dabei. Ich musste zwischen zwei Buben laufen, damit die sich während des Umzugs nicht immer stritten. Dann folgte jedes 2. oder 3. Jahr wieder ein Kinderfest und bei meiner letzten Teilnahme im Talhof wollte ich etwas Besonderes auf die Beine stellen: Ich fand damals, dass es an der Zeit war, dass die Mädchen auch in Hosen auftreten können. Somit wurde ich zur Initiantin der ersten Hosenträgerinnen an einem Kinderfest. Die Stickereioberteile haben wir teilweise selbst oder mit Hilfe angefertigt (zweite von rechts). Die Reaktion aus dem Publikum war vielfältig: Von super, toll bis abscheulich war alles zu hören.»

2. Platz: Lebenslange Liebe zum Kinderfest – Eine Reise durch meine 15-jährige Kinderfest-Geschichte von Romana Büsch

«Damit am Schluss kein falsches Bild entsteht, ich bin eine begeisterte Kinderfest-Anhängerin. Unsere ganze Familie wurde vom Kinderfestvirus infiziert. Meine Mutter war über mehrere Jahre in der Kinderfestkommission tätig, und mein Vater, als grosser Fan der Stadt St.Gallen, hat dem Kinderfest ein Lied gewidmet: «Am Chinderfescht St.Galle ...». Ich freue mich riesig auf das kommende Kinderfest. Mein erstes Kinderfest erlebte ich 1974. Erinnerungen dazu habe ich nicht mehr viele. Drei Jahre später, in der 6. Klasse, führten wir einen Tanz mit orangen und grünen kreisrunden Tafeln auf. Die Musik war «Popcorn», und meine Schwester, die damals in der 3. Klasse war, beklagt sich heute noch, dass sie «nur» Popcorn am Bühnenrand essen durfte.In den Jahren 1981, 1984 und 1987 nahm ich als Majorette am Umzug teil. Meine Erinnerungen dazu: wunde Füsse wegen Stiefeln mit Absätzen, sehr warm, langärmelige Uniformjacken und Kopfschmerzen vom unbequemen Hut. 1990 war mein erstes Kinderfest als Lehrerin. Nur einmal musste ich pausieren, das war 1996, als ich das Kinderfest als frisch gebackene Mutter als Zuschauerin besuchte.

Die Vorbereitungen für ein Kinderfest sind sehr anspruchsvoll. Es werden viele Stunden in die Vorbereitungen und Probephasen investiert. Und dann, wenn es dann endlich heisst: «Es findet statt!»… Mit Extrabussen werden wir in die Stadt gefahren. Danach ist die Besammlung bei der Kanti. (Hoffentlich findet nicht wieder die Matura an diesem Tag statt!) Jetzt gilt es, darauf zu achten, dass die Kinder in der Nähe bleiben, sich die Kleider nicht schmutzig machen, die Toiletten aufsuchen, trösten, wenn der Ballon bereits weggeflogen ist, und immer wieder die Frage: «Wann geht es los?» Dann geht es los. Beim Umzug sind wir als Motivationstrainer unterwegs. Bleibt in der Reihe, schaut freundlich, behaltet bitte die Kopfbedeckung auf, nein, mit der Fahne sollst du nicht vor den anderen Kindern herumfuchteln. Ja, ich verstehe, dass du Durst hast (ich habe auch Durst), wann geht es endlich los? Oben angekommen, heisst es darauf zu achten, dass alle am richtigen Bänkli ankommen. «Hat jemand ... gesehen?» Weiter geht es mit dem Verarzten von Blasen an den Füssen, endlich trinken, den Zmittag verteilen und darauf achten, dass die Kinder sich nicht in der Wiese wälzen. Das Grün auf den weissen Kleidern ergibt einen schönen Kontrast ...

Einmal bekamen wir für die Kinder Sonnencreme gesponsert, die Creme war mintgrün! Einige Kinder werden zur Pause von ihren Eltern abgeholt. Hoffentlich sind dann alle wieder rechtzeitig da. Kurzes Durchatmen als Lehrperson. Kurz vor der Aufführung. Nach mehrmaligem Durchzählen «weiss jemand, wo ... ist?» sind alle Kinder wieder zurück aus der Mittagspause. Bei einigen Kindern sieht man nun auch noch Pink und Gelb auf ihrer Kleidung (Softeis sei Dank). Nachher heisst es, sich mit über 150 Kindern Richtung Bühne durchzukämpfen: «Du kommst am besten gleich mit mir!» Nun ist der Moment der Aufführung gekommen. Jetzt kannst du als Lehrkraft nicht mehr gross eingreifen. Du fieberst mit, siehst, wie die Kinder begeistert mitmachen, während andere einiges vergessen, da sie von der Menge des Publikums schlichtweg überwältigt sind. Erste Erleichterung: «Sie haben es super gemacht!» Anschliessend geht es zurück zu den Bänkli. «Wo ist jetzt ... schon wieder?» Znüni verteilen, die Kinder zusammenhalten. Eventuell eine zweite Vorführung. Das heisst, «the same procedure»… Gegen 16 Uhr dürfen die Kinder nach Hause, «wo sind denn die Eltern von ...?» Endlich kann man durchatmen, sich setzen, den eigenen Durst stillen und Gespräche führen. Und dann … verschüttet mir ein Kollege aus Versehen sein ganzes Bier über mein schönes Kleid. Trotz allem, es isch eifach immer wieder schö, s’Chinderfescht.»

pd/stz.
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