1. Platz: Joana Wöstenfeld, die Initiantin der ersten Hosenträgerinnen
«Schon in der 1. Klasse war ich zum ersten Mal am Kinderfest dabei. Ich musste zwischen zwei Buben laufen, damit die sich während des Umzugs nicht immer stritten. Dann folgte jedes 2. oder 3. Jahr wieder ein Kinderfest und bei meiner letzten Teilnahme im Talhof wollte ich etwas Besonderes auf die Beine stellen: Ich fand damals, dass es an der Zeit war, dass die Mädchen auch in Hosen auftreten können. Somit wurde ich zur Initiantin der ersten Hosenträgerinnen an einem Kinderfest. Die Stickereioberteile haben wir teilweise selbst oder mit Hilfe angefertigt (zweite von rechts). Die Reaktion aus dem Publikum war vielfältig: Von super, toll bis abscheulich war alles zu hören.»
2. Platz: Lebenslange Liebe zum Kinderfest – Eine Reise durch meine 15-jährige Kinderfest-Geschichte von Romana Büsch
«Damit am Schluss kein falsches Bild entsteht, ich bin eine begeisterte Kinderfest-Anhängerin. Unsere ganze Familie wurde vom Kinderfestvirus infiziert. Meine Mutter war über mehrere Jahre in der Kinderfestkommission tätig, und mein Vater, als grosser Fan der Stadt St.Gallen, hat dem Kinderfest ein Lied gewidmet: «Am Chinderfescht St.Galle ...». Ich freue mich riesig auf das kommende Kinderfest. Mein erstes Kinderfest erlebte ich 1974. Erinnerungen dazu habe ich nicht mehr viele. Drei Jahre später, in der 6. Klasse, führten wir einen Tanz mit orangen und grünen kreisrunden Tafeln auf. Die Musik war «Popcorn», und meine Schwester, die damals in der 3. Klasse war, beklagt sich heute noch, dass sie «nur» Popcorn am Bühnenrand essen durfte.In den Jahren 1981, 1984 und 1987 nahm ich als Majorette am Umzug teil. Meine Erinnerungen dazu: wunde Füsse wegen Stiefeln mit Absätzen, sehr warm, langärmelige Uniformjacken und Kopfschmerzen vom unbequemen Hut. 1990 war mein erstes Kinderfest als Lehrerin. Nur einmal musste ich pausieren, das war 1996, als ich das Kinderfest als frisch gebackene Mutter als Zuschauerin besuchte.
Die Vorbereitungen für ein Kinderfest sind sehr anspruchsvoll. Es werden viele Stunden in die Vorbereitungen und Probephasen investiert. Und dann, wenn es dann endlich heisst: «Es findet statt!»… Mit Extrabussen werden wir in die Stadt gefahren. Danach ist die Besammlung bei der Kanti. (Hoffentlich findet nicht wieder die Matura an diesem Tag statt!) Jetzt gilt es, darauf zu achten, dass die Kinder in der Nähe bleiben, sich die Kleider nicht schmutzig machen, die Toiletten aufsuchen, trösten, wenn der Ballon bereits weggeflogen ist, und immer wieder die Frage: «Wann geht es los?» Dann geht es los. Beim Umzug sind wir als Motivationstrainer unterwegs. Bleibt in der Reihe, schaut freundlich, behaltet bitte die Kopfbedeckung auf, nein, mit der Fahne sollst du nicht vor den anderen Kindern herumfuchteln. Ja, ich verstehe, dass du Durst hast (ich habe auch Durst), wann geht es endlich los? Oben angekommen, heisst es darauf zu achten, dass alle am richtigen Bänkli ankommen. «Hat jemand ... gesehen?» Weiter geht es mit dem Verarzten von Blasen an den Füssen, endlich trinken, den Zmittag verteilen und darauf achten, dass die Kinder sich nicht in der Wiese wälzen. Das Grün auf den weissen Kleidern ergibt einen schönen Kontrast ...
Einmal bekamen wir für die Kinder Sonnencreme gesponsert, die Creme war mintgrün! Einige Kinder werden zur Pause von ihren Eltern abgeholt. Hoffentlich sind dann alle wieder rechtzeitig da. Kurzes Durchatmen als Lehrperson. Kurz vor der Aufführung. Nach mehrmaligem Durchzählen «weiss jemand, wo ... ist?» sind alle Kinder wieder zurück aus der Mittagspause. Bei einigen Kindern sieht man nun auch noch Pink und Gelb auf ihrer Kleidung (Softeis sei Dank). Nachher heisst es, sich mit über 150 Kindern Richtung Bühne durchzukämpfen: «Du kommst am besten gleich mit mir!» Nun ist der Moment der Aufführung gekommen. Jetzt kannst du als Lehrkraft nicht mehr gross eingreifen. Du fieberst mit, siehst, wie die Kinder begeistert mitmachen, während andere einiges vergessen, da sie von der Menge des Publikums schlichtweg überwältigt sind. Erste Erleichterung: «Sie haben es super gemacht!» Anschliessend geht es zurück zu den Bänkli. «Wo ist jetzt ... schon wieder?» Znüni verteilen, die Kinder zusammenhalten. Eventuell eine zweite Vorführung. Das heisst, «the same procedure»… Gegen 16 Uhr dürfen die Kinder nach Hause, «wo sind denn die Eltern von ...?» Endlich kann man durchatmen, sich setzen, den eigenen Durst stillen und Gespräche führen. Und dann … verschüttet mir ein Kollege aus Versehen sein ganzes Bier über mein schönes Kleid. Trotz allem, es isch eifach immer wieder schö, s’Chinderfescht.»