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Stadt St.Gallen
27.10.2023
27.10.2023 17:10 Uhr

Unerhört aktuell: «Die Ärztin» als erste Schauspielproduktion im sanierten Theater St.Gallen

«Die Ärztin» wird bis Januar 2024 gespielt
«Die Ärztin» wird bis Januar 2024 gespielt Bild: zVg
Barbara-David Brüesch bringt mit «Die Ärztin» das erste Schauspiel im sanierten und erweiterten Paillard-Bau auf die Bühne. Robert Ickes Überschreibung von Arthur Schnitzlers Klassiker Professor Bernhardi feiert am 1. November 2023 seine Schweizer Erstaufführung.

Die Ausgangslage könnte aktueller nicht sein: Während Schnitzler in Professor Bernhardi mit der Geschichte über einen jüdischen Arzt, der einen katholischen Priester von der Salbung einer todkranken Patientin abhält und den aufkommenden Antisemitismus im Österreich des beginnenden 20. Jahrhunderts thematisiert, geht Robert Icke in seiner Bearbeitung des Klassikers einen Schritt weiter. Er schärft das Stück vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Debatten um Identitätspolitik.

Die Hauptfigur in Die Ärztin ist Ruth Wolff – eine weisse, queere Frau mit jüdischen Wurzeln.

Sie leitet das Elisabeth-Institut, eine Alzheimerklinik, wo sie einem schwarzen katholischen Geistlichen die Salbung einer todkranken Patientin verwehrt. Der Vorfall führt betriebsintern zu einem Skandal und wächst sich in den sozialen Medien zu einem regelrechten Shitstorm aus.

Die Öffentlichkeit fordert, dass Ruth sich für ihr Verhalten entschuldigt. Diese jedoch beharrt auf ihrer Integrität und ist sich sicher, nichts falsch gemacht zu haben. Bald stehen sowohl ihre persönliche, als auch die Zukunft der Klinik auf dem Spiel.

Die Ärztin veranschaulicht, wie unser Denken, Sprechen und Handeln davon geprägt werden, welche Erfahrungen wir in der Welt machen

– immer im Wissen, dass Identitäten nie einseitig sind, sondern sich aus vielen verschiedenen Aspekten zusammensetzen. So treibt das Stück den bei Schnitzler angelegten Konflikt auf die Spitze und zeigt die sozialen Mechanismen, die in Kraft treten, wenn verschiedene Gruppen um die Deutungshoheit der Realität kämpfen.

Gleichzeitig ist Die Ärztin ebenso thrillermässig spannend, wie witzig – bereits Schnitzler hatte Professor Bernhardi als Komödie konzipiert. In der St.Galler Inszenierung von Die Ärztin widmet sich das hauseigene Ensemble gemeinsam mit den Gästen Heidi Maria Glössner, Téné Ouelgo, Maya Alban-Zapata und Nils Torpus diesem Stoff. Als Musiker konnten Michael Flury, Annie Aries und Christian Müller gewonnen werden.

Die Ärztin

Schauspiel von Robert Icke

Sehr frei nach Professor Bernhardi von Arthur Schnitzler

Übersetzung von Christina Schlögl

Schweizer Erstaufführung

  • Inszenierung: Barbara-David Brüesch
  • Bühne: Alain Rappaport
  • Kostüm: Sabin Fleck
  • Licht: Andreas Volk
  • Video: Georg Lendorff
  • Musik: Michael Flury, Annie Aries, Christian Müller
  • Dramaturgie: Laura Friedrich
  • Regieassistenz/Abendspielleitung: Marlon Tarnow
  • Inspizienz: Patricia Hodell
  • Coaching: Mandy Abou Shoak
  • Regiehospitanz: Cyprian Kamil Ogorek

Spiel:

  • Ruth Wolff: Diana Dengler
  • Charlie: Heidi Glössner
  • Rebecca Roberts/1: Manuel Herwig
  • Michael Copley/Moderator: Tabea Buser
  • Roger Hardiman/2: Anja Tobler
  • Paul Murphy/3: Julius Schröder
  • Brian Cyprian/4: Téné Ouelgo
  • Junior/5: Nancy Mensah-Offei
  • Pfarrer/Vater: Nils Torpus
  • Sami: Finn Nachfolger
  • Jemima Flint: Maya Alban-Zapata

Vorstellungen:

  • Mittwoch, 1. November 2023, 19 Uhr
  • Freitag, 10. November 2023, 19.30 Uhr
  • Sonntag, 12. November 2023, 19 Uhr
  • Sonntag, 19. November 2023, 17 Uhr
  • Montag, 20. November 2023, 19.30 Uhr
  • Mittwoch, 22. November 2023, 19.30 Uhr
  • Donnerstag, 23. November 2023, 19.30 Uhr
  • Samstag, 2. Dezember 2023, 19 Uhr
  • Sonntag, 17. Dezember 2023, 14 Uhr
  • Dienstag, 19. Dezember 2023, 19.30 Uhr
  • Freitag, 22. Dezember 2023, 19.30 Uhr
  • Sonntag, 7. Januar 2024, 19 Uhr

Einführungsmatinee mit Mitwirkenden und Kostproben aus dem Stück am 29. Oktober, Talk im Studio mit Mandy Abou Shoak, Maria Pappa und Barbara-David Brüesch am 16. November um 19 Uhr. Einführung in das Stück am 1. und 23. November sowie am 2. Dezember jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn.

www.konzertundtheater.ch

pd/stz.
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