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Sport
26.09.2023

Lukas im Doppelpack

Lukas Frühstück wechselt von Handball Bregenz zu SV Fides
Lukas Frühstück wechselt von Handball Bregenz zu SV Fides Bild: Handball Bregenz/Walter Zaponig
«Vorarlberger Königstransfer» nennt das St.Galler Tagblatt den Wechsel von Lukas Frühstück von Bregenz Handball zur SG Fides/Otmar. Und gleichwertig dürfte man auch die Rückkehr von Lukas Linde, dem NLA- und NLB-erfahrenen Rückraumspieler, zum SV Fides bezeichnen.

Lukas Frühstück, Lukas Linde: Ihr habt beide den Handball-Sport von Kindesbeinen an mitbekommen: Anke Stäbe war die beste Linkshänderin, die je in der NLA gespielt hat. Sie hatte bis zu ihren Karriereende 2005 grossen Anteil an neun Meistertiteln des LC Brühl. Und Roland Frühstück war Spieler, Spielertrainer, Trainer, sportlicher Leiter und Geschäftsführer beim österreichischen Rekordmeister Handballclub Bregenz. Wie hat euch das elterliche Engagement für den Handball-Sport geprägt?

Lukas Linde: Da ich mit meinem Bruder von klein auf in der Halle war und die Spiele unserer Mutter mitverfolgt habe, war es fast logisch, dass wir selbst auch einmal mit dem Ball in der Hand auf dem Spielfeld stehen werden. Das Interesse für diesen Sport wurde uns sozusagen in die Wiege gelegt. Auch bei Besuchen der Verwandtschaft in der Heimat haben wir schon frühzeitig die Spiele des SC Magdeburg verfolgt.

Lukas Frühstück: Von klein auf hat mir mein Papa einen Ball in die Hand gedrückt. Anfangs zwar in die linke, aber das hat leider nichts gebracht. Ab der U11 war er dann auch mein Trainer, bis hin zur Junioren Nationalmannschaft. Gemeinsam haben wir in der Jugend alle möglichen nationalen und internationalen Turniere gewonnen. Das war eine der schönsten Zeiten in meiner Laufbahn als Spieler. Auch wenn wir ab und zu unterschiedlicher Meinung waren und nach wie vor sind, verbindet uns die Leidenschaft zum Handball. Es gibt kaum ein Treffen, bei dem wir uns nicht über Handball unterhalten.

War es zwischendurch auch nervig, wenn sich in der Familie alles um den Handball-Sport dreht?

Linde: Durchaus war der Sport immer ein grosses Thema am Familientisch. Nicht immer war/bin ich einer Meinung mit meiner Mutter Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass ich von der jahrelangen Erfahrung und den Ratschlägen profitieren konnte/kann.

Frühstück: Natürlich gibt es ein gewisses Spannungsfeld, wenn dein Vater auch dein Trainer ist. Aber wir haben uns sehr gut arrangiert.

Ich kann mir vorstellen, dass die Erwartungen an das «sportlichen Erbe» gross waren bei euren Spielkameraden. Wie habt ihr das erlebt?

Linde: Das habe ich in den Anfängen und auch später bei den Junioren gar nicht so wahrgenommen oder mitbekommen. Oftmals stand die Freude am Handballspielen im Vordergrund.

Frühstück: Als Kind war mir das zuerst gar nicht so bewusst. Das fing dann erst später an, speziell bei der Jugendnationalmannschaft und in den ersten Jahren in der Kampfmannschaft von Bregenz Handball. Es war mir wichtig allen zu beweisen, dass ich mir das selbst verdient habe und es nichts mit meinem Nachnamen zu tun hat. Glücklicherweise habe ich stets sehr tolle Spielkameraden, die mich unterstützt und gut aufgenommen haben!

Im April 2023 teilte Handball Bregenz mit, dass Lukas Frühstück nach 16 Jahren in der Kampfmannschaft von Bregenz Handball, seine professionelle Handballkarriere beenden wird. Die Überraschung war gross, als nur zwei Monate später das St.Galler Tagblatt auf der Sportseite titelte: «Frühstück kommt: Ein Vorarlberger Königstransfer für den SV Fides». Weshalb der Wechsel nach St.Gallen?

Frühstück: Ich wollte mich nach so vielen Jahren verändern und habe mich gegen eine Vertragsverlängerung bei Bregenz entschieden – ein anderer Verein in Österreich war für mich kein Thema. Ganz unerwartet und wohl drei, vier Jahre zu spät bekam ich ein Angebot aus der 2. Deutschen Bundesliga. Beruflich und familiär bin ich allerdings inzwischen in der Region so verankert, dass ein Umzug zur aktuellen Lebenslage nicht gepasst hat. Zur selben Zeit entstand auch der Kontakt mit Fides.

Und es stellt sich natürlich die Frage, welchen Anteil Fides-Trainer Julian Rauch hatte, der ja ebenfalls bei Bregenz Handball spielte und mit dem du im gleichen Team warst …

Frühstück: Mit Julian Rauch verbindet mich eine langjährige Freundschaft, und ich habe seine Karriere immer genauestens verfolgt. Deswegen war ich bereits auf ein paar Spielen von Fides zuschauen, lange bevor ein Wechsel überhaupt ein Thema war. Die Mannschaft und der Verein waren mir von Beginn an sehr sympathisch. Nichtsdestotrotz wäre ein Transfer ohne Julian Rauch für mich kein Thema gewesen.

Lukas Linde im Dress des TSV Fortitudo Gossau Bild: Fortitudo

Lukas Linde, du kennst den SV Fides bereits – du hast aber auch beim TSV St.Otmar in der NLA und beim TSV Fortitudo Gossau in der NLB gespielt. Weshalb deine Rückkehr zum SV Fides?

Linde: Da ich auch abseits des Handballfeldes viele Freundschaften mit dem SV Fides verbinde, ist der Kontakt nie wirklich abgerissen. Aus der Zeit bei Otmar kannte ich bereits Julian Rauch und so habe ich das Geschehen immer weiterverfolgt. Nach den guten Gesprächen mit der sportlichen Leitung und dem Trainer war ich überzeugt, dass eine Rückkehr die richtige Entscheidung ist.

Zwillingsbrüder haben oft enge Banden. Nun wirst du mit deinem Zwillingsbruder Jonas Linde zusammenspielen. Welchen Einfluss hatte er auf den Entscheid?

Linde: Wann ich wieder mit meinem Bruder zusammenspielen werde, war nur eine Frage der Zeit. Wir pflegen einen guten Draht zueinander und natürlich war es ein weiterer Pluspunkt, dass er im Winter schon zum SV Fides gewechselt ist.

Lukas Frühstück, Lukas Linde: Ihr habt beide viel Erfahrungen in den höchsten Spielligen der Schweiz bzw. in Österreich gesammelt. Wie wichtig wird dies für den SV Fides für die Saison 2024/25 sein?

Frühstück: Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen und ich möchte mit meiner Erfahrung Fides bei den ambitionierten Zielen unterstützen. Aktuell ist es noch sehr schwer für mich, die Liga einzuschätzen und ich freue mich auf die ersten Spiele. Um erfolgreich zu sein, müssen wir uns ohnehin auf uns konzentrieren und eines lässt sich bereits sagen, die einzelnen Spieler in unserer Mannschaft haben eine hohe Qualität.

Linde: Ich freue mich, wieder zurück zu sein und mit dem neuen Team die Meisterschaft in Angriff zu nehmen. Gerne will ich meine gesammelten Erfahrungen auf dem Spielfeld zeigen. Da Handball ein Teamsport ist, kommt das Team immer an erster Stelle. Ich bin überzeugt, dass wir mit der richtigen Einstellung und dem nötigen Fokus die kommende Saison erfolgreich gestalten können.

Was konkret bringt ihr mit, was wird dem Team SG Fides/Otmar konkret helfen?

Frühstück: Das hängt davon ab was gebraucht wird. Mit Gian und Joel haben wir zwei sehr gute Spielmacher und auch auf den restlichen Positionen sind wir sehr gut aufgestellt. Am Ende möchte ich jedes Spiel gewinnen und Spass am Handball haben.

Linde: Ich möchte mich in den Dienst der Mannschaft stellen und will dort zur Stelle sein, wo ich gebraucht werde. Letztendlich wollen wir als Team in jedes Spiel mit Freude gehen und natürlich auch gewinnen.

Was sind eure Ziele, wo steht die Mannschaft 2025?

Linde: Bis 2025 ist noch viel Zeit und es kann noch einiges geschehen. Dabei können schon einzelne Spiele sehr entscheidend sein und grosse Auswirkungen haben. Das Ziel muss es sein, verletzungsfrei zu bleiben, als Mannschaft zusammen zu wachsen, Fortschritte zu machen und natürlich auch möglichst viele Spiele zu gewinnen.

Frühstück: 2025 ist noch weit weg und bis dahin kann noch vieles passieren. Mein Anspruch ist es jedes Spiel zu gewinnen. Wenn wir verletzungsfrei bleiben, dann ist das auch möglich.

Der Rückkehrer

Lukas Linde, Jahrgang 1996, ist in St.Gallen geboren. Der 1,93 Meter grosse Rückraumspieler durchlief seine Juniorenausbildung beim TSV St.Otmar. Nach den U19-Eliten gelang ihm 2015/16 der Sprung in die 2. Liga, gleichzeitig konnte er in der höchsten Spielliga erste Erfahrungen sammeln (7 Einsätze, 2 Tore). 2016/17 und 2017/18 spielte er sowohl bei SV Fides in der 1. Liga als auch beim TSV St.Otmar in der NLA. Anschliessend sammelte Linde während zwei Saison Spielpraxis beim SV Fides. Ab 2020/21 bis zu seiner Rückkehr auf die Saison 2023/24 zum SV Fides, spielte der Rechtshänder in der NLB für den TSV Fortitudo Gossau. In der höchsten Spielliga erzielte Linde 8 Tore in 35 Spielen. Lukas Linde hat die Höhere Fachschule zum dipl. Betriebswirtschafter abgeschlossen und arbeitet heute im Altersheim Rotmonten in St.Gallen.

Der Zugezogene

Lukas Frühstück, Jahrgang 1991, ist in Bregenz geboren. Der 1,85 Meter grosse Rückraumspieler läuft seit seiner Jugend für Bregenz Handball auf. Mit 15 Jahren konnte er das erste Mal bei der Ersten Mannschaft mittrainiert. Sein Debüt folgte wenige Monate später im Champions League Spiel gegen Italgest Casarano (ITA). Mit den Vorarlbergern konnte er drei Mal die Österreichische Meisterschaft gewinnen. Bis zu seinem Wechsel zum SV Fides war der Rechtshänder Kapitän der Bregenzer Handballer. Mit Bregenz spielte er in der EHF-Champions League (2007/08, 2008/09, 2009/10 und 2010/11) und dem EHF-Pokal (2009/10, 2010/11, 2011/12 und 2014/15). Seit 2016 spielt Frühstück auch im Teamkader der österreichischen Handball-Nationalmannschaft. In der höchsten Spielliga erzielte er 723 Tore in 464 Spielen. 2017 schloss Lukas Frühstück sei Studium in Entrepreneurship mit einem Masters Degree ab.

Michael Breu
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