«Entwickelt eine umfassende Business-Idee und präsentiert diese» – so in etwa lautete die Aufgabe im Entrepreneurship-Kurs an der Universität St.Gallen, in welchem der BWL-Student Oliver Meyer schon bald seine späteren Co-Gründer des eigenen Start-ups «storabble» kennenlernen soll.
Das zu Beginn aus acht Studenten bestehende Team kennt sich zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht gut, einigt sich aber schnell auf eine Idee. Während heute auf «storabble» professionelle Lagerräume der Schweiz gefunden und verglichen werden können, wollte das Team ursprünglich mit seiner Idee eine Lösung für ein Problem in der Sharing Economy finden und es möglich machen, den eigenen Keller als Lagerraum zu vermieten.
Der «dreiste» Glaube an sich selbst
Die Idee des Start-ups sollte nach dem Kurs jedoch noch kein Ende finden. Ein Teil der Gruppe entschied sich, aus Fiktion Wirklichkeit werden zu lassen und gründete «storabble». Dabei war die HSG ein wichtiger Faktor, um die Vision erfolgreich voranzutreiben. Im Talents-Programm von Startup@HSG durften die jungen Gründer spannende Coachings erleben und Beziehungen knüpfen, zum Beispiel mit Rechtsanwälten und Startfeld, dem Startup-Förderer des Kantons.
Nachdem die HSGler das Talents-Programm erfolgreich abgeschlossen hatten, durften sie sich auch für das Entrepreneurial-Champions-Programm bewerben. Dies ermöglichte einen Trip nach Tel Aviv mit anderen Gründern, um vor Ort vom lokalen Startup-System lernen zu können.
«In Israel arbeitet jede dritte Person bei einem Start-up. Es ist verrückt, wie wichtig das dort für die gesamte Wirtschaft ist», so der Junggründer Meyer. In Tel Aviv konnte nicht nur mit Venture-Capital-Unternehmen gesprochen, sondern auch Erfahrungen mit anderen Start-ups ausgetauscht werden.
Besonders begeisterte Oliver die Einstellung, welche die Menschen vor Ort haben, und spricht von einem fast «dreisten» Glauben an sich selbst und an die eigenen Fähigkeiten – eine Eigenschaft, die laut Oliver viele Schweizer selten offen zeigen.
«Deine Ideen werden wahrscheinlich scheitern»
Doch die Startup-Reise läuft nicht immer nach Plan. «Du musst mit sehr starken Schwankungen klarkommen können. Es wird Tage geben, da wachst du am Morgen auf, hast gar keine Lust überhaupt aufzustehen», berichtet der Jungunternehmer. Nach dem ersten Anlauf stellte das Team fest, dass die aktuelle Geschäftsidee der Sharing Plattform so nicht umsetzbar ist – zu viele Hindernisse, die nie ganz hätten eliminiert werden können.
Aber Oliver und seine Mitgründer halten an ihrer Vision fest, die Lagerraum-Vermietung zu revolutionieren: «Deine erste Idee wird wahrscheinlich scheitern. Die Frage ist, wie du damit umgehst», betont Oliver. So wird aus einem AirBnB für Keller das Trivago für Lagerräume.
Mit «storabble» soll es möglich sein, alle Anbieter von Lagerplatz auf einen Blick zu finden, zu vergleichen und das passende Angebot direkt zu buchen. Dabei möchten die HSGler in Zukunft auch weitere Angebote auf der Plattform integrieren, wie Transport, Verpackungen oder Versicherungen, um als eine Art One-Stop-Shop zu agieren.
Olivers Rat an Mitstudenten
Während das Gründen eines Start-ups viel Zeit in Anspruch nimmt und für viele Studenten während des Studiums nur schwer vorstellbar ist, kann sich Oliver keinen besseren Zeitpunkt für ein solches Karriereabenteuer vorstellen: «Das Studium ist die perfekte Zeit, um ein Start-up zu gründen. So kannst du deine Ideen ausprobieren und wenn du scheiterst, ist das auch nicht so schlimm.»
Falls es hingegen gut läuft, so Oliver, ist es einem möglich, von Semester zu Semester an der Idee zu wachsen und diese auszubauen. Gleichzeitig müsse sich ein Student während des Studiums nicht rechtfertigen, weshalb er an einem eigenen Start-up arbeite, statt einem «richtigen» Job nachzugehen.
Dabei würde die ursprüngliche Idee anfangs wahrscheinlich eh scheitern – was letzten Endes zählt, sei der «dreiste» Glaube an sich selbst.