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04.03.2023
03.03.2023 14:32 Uhr

Von Reformtänzerinnen und Wollaposteln

«Kuranstalt Sennrüti Frauen»: Gymnastik im Damenluftbad, Kurhaus Sennrüti Degersheim, um 1920
«Kuranstalt Sennrüti Frauen»: Gymnastik im Damenluftbad, Kurhaus Sennrüti Degersheim, um 1920 Bild: Archiv Hanni Diethelm-Grauer, Degersheim
Am Sonntag, 5. März startet eine neue Sonderausstellung im Appenzeller Volksmuseum. Die Gastkuratorin Iris Blum setzt sich mit der Lebensreform in der Ostschweiz von 1900 bis 1950 auseinander.

Iris Blum lebt in Zürich als freischaffende Historikerin und ist Autorin des 2022 in der Verlagsgenossenschaft St.Gallen erschienenen Buches «Monte Verità am Säntis». Nun präsentiert das Appenzeller Volkskunde-Museum in Stein AR ihre Sonderausstellung «Von Reformtänzerinnen und Wollaposteln».

Um 1900 machten sich die Schattenseiten des industriellen Fortschritts immer stärker bemerkbar. In den Städten waren Wohnungsnot, mangelnde Hygiene, ungesunde Ernährung und Krankheiten wie Typhus und Cholera weit verbreitet. So regten sich auch in der Ostschweiz Stimmen gegen diese Missstände. Sie forderten ein «Zurück zur Natur» und ein neues Körperbewusstsein.

Naturheilärztinnen gründeten Kuranstalten und therapierten mit alternativen Methoden. Naturheilvereine eröffneten Licht-, Luft- und Sonnenbäder für alle. Erste Reformhäuser boten vegetarische Produkte, Fruchtsäfte und neuartige Nussprodukte an. Auch Reformkorsetts kamen auf den Markt. Weg mit der engen Schnürung, war die Devise.

«Familie Grauer in den Bergen»: Familie Grauer-Frey beim Licht- und Sonnebaden, um 1905 Bild: Chronikstube Degersheim

APPENZELLER VOLKSKUNDE-MUSEUM STEIN AR

Das Museum widmet sich hauptsächlich der appenzellischen Sennen-Kultur sowie der Textil-Heimindustrie.

Im Museum finden regelmässig Live-Aktivitäten statt, darunter Käsen in der Alphütte, Weben am Plattstich-Webstuhl oder Sticken an der Handstickmaschine. Zusätzlich zur grossen Dauerausstellung sind Sonderausstellungen zu unterschiedlichen (kunst-)historischen oder volkskundlichen Themen zu sehen.

 

Tänzerinnen verabschiedeten sich vom klassischen Ballett und viele Frauen bildeten sich zu Gymnastiklehrerinnen aus. Reformpädagogen gründeten Landerziehungsheime und unterrichteten Schwimmen und Fussball. Reformkonzepte, die bis heute ausstrahlen.

Leihgaben aus verschiedenen Ostschweizer Museen reichen von einem Gong aus einem berühmten Kurhaus über eine Kneippseife bis hin zur  neckischen Luftbadehose und zur ausgestopften Zwergschnepfe aus einem Landerziehungsheim.  Bereichert wird die Ausstellung durch eine Kunstinstallation von Gabriela Falkner.

Die Ausstellung wird durch ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm begleitet, das auf der Webseite des Museums aufgeführt ist.

Die Sonderausstellung findet vom 05.03. bis zum 27.08.2023 statt.

sir/pd
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