Unter der Leitung von Schauspieldirektor Jonas Knecht erlebten in den letzten Jahren mehrere Stücke, die eigens für das Theater St.Gallen geschrieben wurden, ihre Uraufführung. «Die Entfremdeten» von Alexander Stutz ist der neuste Beitrag in dieser Reihe zur Förderung der jungen Schweizer Dramatik.
Stutz war in der Spielzeit 2021/2022 im Rahmen des Projekts Stück Labor Hausautor am Theater St.Gallen. Während dieser Zeit entstand sein Stück, das eine Handvoll suchender Menschen und deren Sehnsüchte, Ängste und Verfehlungen umkreist.
Auf einem Parkplatz mit einem abgestellten Auto, einem 24-Stunden-Shop und einem Krankenhaus treffen sie aufeinander, nähern sich an, entfernen sich wieder und verlieren sich im ständig dichter werdenden Nebel.
St.Galler Innenstadt als Inspirationsquelle
Zu seinen Figuren inspirieren liess sich Stutz insbesondere durch Begebenheiten in der St.Galler Innenstadt. Im November 2021 verlegte er seinen Arbeitsplatz in den Theatercontainer, der für zwei Wochen vor der Bibliothek Hauptpost aufgestellt war. Darin schrieb und recherchierte er, er liess sich aber auch in Gespräche mit Passanten verwickeln und beobachtete das Treiben um sich herum.
Aus diesen Erlebnissen entstanden einzelne Charaktere wie Flurin, die Fliegende oder das Gehirn sowie die Parallelität des Stücks mit dem Titel «Die Entfremdeten».
«Für mich bezeichnet Entfremdung einen individuellen oder gesellschaftlichen Zustand, in dem eine ursprünglich natürliche Beziehung des Menschen aufgehoben, verkehrt, gestört oder zerstört wird. Dies kann die Beziehung einer Person zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen, zur Natur, ihrer Arbeit oder dem Produkt ihrer Arbeit betreffen», sagt der Autor.
Master of Arts in Theater
Der Zürcher Alexander Stutz hat eine gestalterische Ausbildung absolviert. Später wandte er sich vermehrt dem Theater zu und arbeitete in Deutschland und der Schweiz als Autor und Regisseur.
Letztes Jahr wurde in Berlin sein Stück «Das Augenlid ist ein Muskel» uraufgeführt, im vergangenen Herbst inszenierte er am Luzerner Theater die Schweizer Erstaufführung von Stef Smith' «Swallow». 2022 erlangte Stutz an der Zürcher Hochschule der Künste seinen Master of Arts in Theater.
Die Uraufführung von «Die Entfremdeten» wird inszeniert von Olivier Keller, der während zehn Jahren Leitungsteammitglied des Aargauer Theater Marie war und 2024 zusammen mit seinem Bruder Patric Bachmann die Leitung der Schauspielsparte beim Theater Orchester Biel Solothurn übernehmen wird.
In der Spielzeit 2020/2021 hatte Keller für das Theater St.Gallen Maria Ursprungs «Schleifpunkt» realisiert, wegen der Coronapandemie nicht live, sondern als filmisches Onlineformat.
Die Entfremdeten
Schauspiel von Alexander Stutz
Inszenierung: Olivier Keller
Ausstattung: Dominik Steinmann
Musik: Daniel Steiner
Dramaturgie: Stefan Späti
Regieassistenz: Sina Wider
Flurin: Anna Blumer
Die Fliegende: Birgit Bücker
Der Alte: Matthias Albold
Das Gehirn: Oliver Losehand
Wanja/Gretel: Tabea Buser
Das Fett/Hänsel: Tobias Graupner