Die St.Galler Regierung hat Anfang Woche einen Nachtrag zum Mittelschulgesetz an den Kantonsrat überwiesen. Der vorgeschlagene Nachtrag zählt die Absenzgründe exemplarisch auf. Urlaub für die Teilnahme an einer politischen Veranstaltung schliesst er im Grundsatz aus. Ausnahmsweise soll eine solche Absenz jedoch bewilligt werden können, wenn das politische Thema Gegenstand des fachlichen Unterrichts ist und die Veranstaltung den Unterricht nicht stört oder vereitelt oder instrumentalisiert, stgallen24 berichtete.
Nach dem die SP diesen Entscheid als «verfassungswidrig» erklärte, meldet sich nun auch das Klimastreikkollektiv St.Gallen zu Wort und lehnt den Nachtrag klar ab. «Eine solche Regelung ignoriert die Forderungen des Klimastreiks und legt das Augenmerk auf das Absenzenwesen, welches nie zuvor ein grosses Problem war. Angesichts der Klimakrise, die unsere Existenz bedroht, ist es absurd, den Schülern zu erschweren, sich für eine angemessene Klimapolitik durch Demonstrationen und Streiks einzusetzen», heisst es am Freitag in einer Medienmitteilung.
«Bekämpft die Klimakrise – nicht den Klimastreik!»
Es handle sich bei der Klimakrise um eine Krise, die den Menschen heute schon die Lebensgrundlagen, die Sicherheit und die Zukunft wegnimmt. «Unverschämterweise wird sie noch immer nicht annähernd genug als solche angesehen, geschweige denn bekämpft. Deswegen ist es notwendig, dass Jugendliche auf die Strasse gehen und eine längst nötige, wirksame Klimapolitik fordern», so weiter.
Der Versuch, sie davon abzubringen, sei komplett kontraproduktiv und beweise, dass weder Jugend, noch die Wissenschaft ernst genommen werden. Es sei eine Schande, dass die Politik in Klimathemen von vorne bis hinten versagt und den Jungen damit die Zukunft klaut. Dass versucht wird, jede Anstrengung für Klimagerechtigkeit und jeden Widerstand gegen den aktuellen Katastrophenkurs aktiv zu bekämpfen, sei eine Frechheit und ein Armutszeugnis, kommentiert das Kollektiv den Entscheid.
Politische Partizipation
In der Schule wird politische Bildung vermittelt. «Was für einen Nutzen hat diese Bildung, wenn sie nicht angewendet werden darf? Jugendliche haben das Recht, am politischen Diskurs teilzunehmen. Die Partizipation unserer Generation findet vor allem auf der Strasse, im demonstrierenden Zusammensein, statt.» Nun soll genau diese Möglichkeit der politischen Partizipation und das Recht der Jugendlichen darauf, eingeschränkt werden
«Rechnet mit Widerstand»
Deshalb appelliert das Klimastreikkollektiv St.Gallen: «Wir plädieren an die Menschen und Politiker: Hören Sie uns an, nehmen Sie uns und die Wissenschaft ernst, denken Sie an unsere Rechte und an unsere Zukunft und revidieren Sie den XIV. Nachtrag zum Mittelschulgesetz. Es ist eine Unverschämtheit, dass im Jahr 2022 ein junges, klimapolitisches Kollektiv anstelle der Klimakrise bekämpft wird. Werden unseren Forderungen nicht nachgegangen, ist mit Widerstand zu rechnen!»