Sechs Prozent des aktuellen Stromverbrauchs
Thomas Keel von Laveba, dem Genossenschaftsverband der Ostschweizer Landwirtschaft, behandelte in seinem Referat das Thema Agri-Photovoltaik, kurz Agri-PV. Sie bezeichnet die kombinierte Nutzung einer Landfläche für die landwirtschaftliche Produktion als Hauptnutzung und für die Stromerzeugung mit Photovoltaik als Sekundärnutzung. «Diese Doppelnutzung ermöglicht Landwirtschaft und nachhaltige Stromerzeugung auf einer Agrarfläche», betonte der Referent.
In der Schweiz gebe es rund 3000 ha geschützte Beeren- und Obstanlagen, die auch für Agri-PV geeignet seien. «Auf diesen Anlagen könnte man 3.6 TWh Strom pro Jahr produzieren. Das entspricht 6% des aktuellen Stromverbrauchs in der Schweiz.» Hinzu komme, dass das System auch bei Anlagen über Reben oder Gewächshäusern einsetzbar sei. «Das Potenzial ist sehr gross, wir sollten nicht achtlos darauf verzichten.»
Land sparen und Abfall reduzieren
Thomas Keel zählte eine ganze Reihe von Vorteilen auf, welche Agri-PV bietet. Durch die erhöhte Landnutzungseffizienz werde Land gespart und Abfall reduziert, da bestehende Anbausysteme mit Folien ersetzt würden. Für die Pflanzen entstehe gleichzeitig Sonnen- und Hagelschutz, was gerade in Zeiten des Klimawandels eine willkommene Abschattung der Kulturen bedeute. Die Anpassung an die Erderwärmung, verbessere die Resilienz des Landwirtschaftsbetriebes. Zudem sei eine höhere soziale Akzeptanz im Vergleich zu herkömmlichen PV-Freiflächenanlagen zu erwarten, weil das System landschaftsschonend sei.
Der Experte verhehlte aber auch nicht, dass es bisher kaum Praxisanlagen in der Schweiz hat und es noch einen grossen Forschungsbedarf gibt. Ein Grund dafür liege darin, dass Agri-PV erst seit Juli 2022 durch die Anpassung der Raumplanungsverordnung bewilligungsfähig sei. Die Anlagen müssten die zonenüblichen Bewilligungsverfahren durchlaufen. Auch sei Agri-PV durch die ganzjährige Abschattung nicht für alle Anbausysteme, Kulturen und Sorten geeignet.