«Meine Tochter Andrea ist heute 43. Mit 17 wurde bei ihr Schizophrenie diagnostiziert, nachdem sie am Zürcher Hauptbahnhof dachte, sie wäre Jesus und vor einer Menschenmenge predigte. Als Polizisten sie aufhalten wollten, biss sie einem ins Handgelenk», sagt Franka. Die Frau sitzt Simona Hasler gegenüber und erzählt die Geschichte einer Mutter mit einer psychisch kranken Tochter.
«Als ich den Anruf erhalten habe, dass meine Tochter in die Psychiatrie überwiesen wird, war das eine absolute Horror-Vorstellung. Ich war der festen Überzeugung, dass ich meine Tochter da rausholen müsse.»
Klapse oder Psychiatrie?
Simona Hasler aus St.Gallen arbeitet seit über fünf Jahren in einer Psychiatrie im Raum Zürich. Davor war die Pflegefachfrau in der Psychiatrie St.Gallen Nord angestellt. In den letzten zehn Jahren begegnete sie vielen Menschen mit ähnlichen, aber auch komplett anderen Krankheitsbildern wie jenes von Andrea.
«Auf der Akutstation haben wir Menschen zwischen 25 bis 50. Da ist von Schizophrenie über bipolare Störungen bis zum Burnout alles dabei», so die 27-Jährige.
«Wenn ich von meinem Job in der Psychiatrie erzähle, dann werde ich von Freunden und Bekannten mit Fragen gelöchert. Viele können nicht glauben, dass Patienten mit psychischen Erkrankungen spazieren dürfen. Oder ich werde gefragt, ob eine 'Klapse' das gleiche wie eine Psychiatrie sei. Ich kann verstehen, dass es eine gewisse Faszination für das Thema gibt. Aber vor allem sehe ich grosse Unwissenheit und viele Vorurteile.»