«Das Verkehrbüro St.Gallen suchte um 1971 eine Frau mit guter Allgemeinbildung und Fremdsprachenkenntnissen. Verkehrdirektor war damals Armin Moser, ein aktiver Mann und einer der wenigen, die sich für Komplimente über eine gute Führung ohne Neid freute.
Ich meldete mich bei seinem Angestellten Werner Boss, nicht wissend, dass der auf grosse, blonde Frauen stand. Ich war klein und schwarzhaarig. Darum war die Stelle somit vergeben.
Sein Kollege, Kurt Kern, meinte: „Aber sie spricht französisch, italienisch und englisch, die andere Dame, die sich gemeldet hat, nur deutsch; sie könnte doch wenigstens die fremdsprachigen Führungen machen.“ So wurde ich trotzdem angestellt.
Die Ausbildung übernahm Monika Strässle. Sie hatte ein unglaubliches Wissen. Wir nannten sie nur das lebende Lexikon. Auch Rosmarie Täschler half bei der Ausbildung. Sie brachte mir bei, dass Humor ein sehr wichtiger Bestandteil einer Führung ist, sozusagen das Salz in der Suppe.
Nach einer Einführung in der Stiftsbibliothek wollte meine Mitbewerberin nicht mehr als „Hostess“, wie das damals hiess, arbeiten. Sie hatte sich die Sache einfacher vorgestellt, so nach dem Motto, rechts ist das und links ist das, oben der Himmel und unten die Erde.
Boss war ungehalten; er glaubte, Monika hätte uns überfordert. „Und Sie, Frau Hufenus, wollen Sie auch nicht mehr?“ Meine Antwort: „Ich will nur eines, den Tag erleben, wo ich gleich viel weiss wie Monika Strässle!“ So wurde ich „Stadthostess“ in Uniform.
Nach Mini wurde Maxi Mode; ich sah darin aus wie eine versoffene Maus. Als die Textiler realisierten, dass sie bei jedem Modewechsel wieder gefordert würden, durften wir tragen, was wir wollten; es musste nur gediegen sein, wenn möglich mit St.Galler Stickerei. Ich löste dieses Problem, indem ich zuerst italienische Mode trug, später für immer Akris.