«Wenn du viel Energie in ein Projekt investierst, kommen manchmal Sachen zustande, die du nie erwartet hättest», sagt der 56-jährige Jan Kaeser, Kunstschaffender und Erfinder aus St.Gallen. Ihm und seinem Künstlerkollegen Martin Zimmermann, seines Zeichens auch Hochbauzeichner, ist es um die Jahrtausendwende gelungen, ein Projekt zu realisieren, das bis heute unvergessen bleibt: die fliegende Kathedrale.
Rechtzeitig auf das Kantonsjubiläum 2003 war sie fertig, danach stieg sie noch weitere Jahre an Spezialveranstaltungen des Kantons in den Himmel. Gefahren wurde der Ballon stets von der mittlerweile pensionierten Thurgauer Ballonpilotin Marlies Nägeli. Sie bekam das Flugobjekt eines Tages auch von den beiden Kunstschaffenden geschenkt.
Käufer aus der Dominikanischen Republik
Aus wirtschaftlichen Gründen fasste Marlies Nägeli im Jahr 2015 den Verkauf ins Auge. Weil in der Schweiz und in Europa niemand Interesse bekundete, suchte sie gemäss Jan Kaeser an einem Ballonmeeting in Amerika nach einem Käufer, worauf sich ein Ballonfahrer aus der Dominikanischen Republik gemeldet habe.
Er kaufte das einmalige Flugobjekt in der Hoffnung, dank diesem ab und an von der Insel wegzukommen und an andere Orte eingeladen zu werden. «Dies hat tatsächlich funktioniert», so Jan Kaeser. Für wieviel Geld der Ballon den Besitzer wechselte, ist ihm nicht bekannt. Was für ihn und Martin Zimmermann zählte, war die Tatsache, dass es weiterging. «Seit einiger Zeit herrscht aber grosse Ungewissheit. Ich hatte erst kürzlich wieder Kontakt mit Marlies», erzählt Kaeser, «dabei hat sie mir gesagt, dass sie seit drei bis vier Jahren nichts mehr von der fliegenden Kathedrale gehört habe. Es gab auch nichts mehr darüber zu lesen, auch nicht in der Ballonfahrerszene.»
Folglich weiss derzeit hierzulande niemand, ob der Ballon mit dem Herzstück des Unesco-Weltkulturerbes überhaupt noch existiert, ob er sich in einer längeren Reparatur befindet oder nie mehr abheben wird.