Er kennt die Gallusstadt wie seine Westentasche: Reto Voneschen haut seit 1998 als Lokaljournalist für das «Tagblatt» in die Tasten – und gilt schon lange bei Kollegen als Urgestein des St.Galler Lokaljournalismus.
Kaum wird ein Stein in der Stadt verrückt, schon pedalt Voneschen vorbei und zückt sein Notizbuch – worin die Saftwurzel übrigens auch gerne kritische Fragen notiert, die bereits den einen oder anderen Politiker bei Pressekonferenzen ins Schwitzen brachten. Ein verschmitztes Lächeln konnte sich Voneschen dabei selten verkneifen.
Kein Wunder: Denn die Stadtpolitik- und Stadtgeschichte-Kenntnisse des gebürtigen Churers sind bemerkenswert, was er nicht nur seine Interviewpartner, sondern auch die Leser in seinen Analysen, Kommentaren und Glossen spüren liess.
Begonnen hat Reto Voneschen seine St.Galler Karriere bei der «Ostschweiz», die 1997 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden musste. Gemeinsam mit weiteren Journalisten wechselte der Stadtredaktor damals zum «St.Galler Tagblatt» und positionierte sich sehr schnell als führende und charakterstarke Stimme mit breitem Horizont, tiefem Fachwissen und effizientem Arbeitsstil bei der grössten Lokalzeitung der Stadt.
Voneschens Biss und direkte Art mochten den ein oder anderen Praktikanten etwas eingeschüchtert haben, doch seine Leidenschaft und der unstillbare Wissensdurst faszinierten zugleich, wie sich die Schreibende bestens erinnert.
Heute Freitag ist Voneschens letzter Arbeitstag. Die Fussstapfen, die er hinterlässt, sind gross. «Wir danken Dir, lieber Reto, für alles, was Du in den vergangenen 24 Jahren für das Tagblatt und dessen Redaktion gemacht hast. Wir werden, da bin ich sicher, noch einige Male zusammenstehen und uns überlegen, ob wir Dich kurz anrufen sollen, um Deine Einschätzung, Deinen Rat abzuholen. In diesem Sinne: Bis bald und hab es gut», schreibt Chefredaktor Stefan Schmid in einer Danksagung.
Ganz verzichten werden Stadtsanktgaller aber auf die spitze Feder des Vollblut-Journalisten wohl nicht müssen. So sei abgemacht, dass Voneschen noch «ab und an» fürs «St.Galler Tagblatt» schreibt.