Netzwerk ist entscheidend
Während den letzten vier Jahren hat ein Team um Olbert-Bock den Besetzungsprozess in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten von mittelgrossen Unternehmen untersucht, die Netzwerke der Frauen analysiert und sie auf dem Weg zu einem VR-Mandat gecoacht. Finanziert wurde das Projekt durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG).
Nun liegen Erfahrungen und Untersuchungsergebnisse vor, die an einer Tagung im BMW Group Branding Experience Center in Dielsdorf (ZH) vorgestellt wurden. «Die Resultate zeigen, dass der Auswahlprozess stark an Netzwerken der Verwaltungsratsmitglieder oder jenen der Personalberater orientiert ist und Verwaltungsratsmandate selten ausgeschrieben werden. Gerade in mittelgrossen Unternehmen werden die Mandate oft ‹unter der Hand› vergeben», weiss OST-Dozentin und Mitautorin Rosella Toscano-Ruffilli.
Das bestätigt auch Dominique Faesch, Präsidentin des Cercle Suisse des Administratrices (CSDA): «Die Vernetzung ist entscheidend. Ohne Netzwerk wird es schwierig, ein Verwaltungsratsmandat zu bekommen, da nützt auch ein guter Lebenslauf wenig».
Auch Unternehmensberater Roger Nellen, Inhaber und Geschäftsführer von Nellen & Partner, beobachtet, dass Frauen für Geschäftsleitungen und Verwaltungsratsmandate gesucht seien. «Sie sind aber zu wenig sichtbar».
Und wie seine Vorrednerinnen plädiert auch Nellen für mehr Netzwerkpflege – ein Sachverhalt, den auch OST-Professorin Sibylle Olbert-Bock betont: «Der Unterhalt der Netzwerkkompetenz wird zu einer wesentlichen Eigenschaft, wenn Verwaltungsratsmandate angestrebt werden.»