In den letzten Jahren habe sich die kulinarische Szene in St.Gallen vergrössert. Neben die traditionellen Lokale traten moderne Konzepte und ambitionierte Kochkunst. Heute sei der Ort also nicht nur seines Klosterviertels, sondern auch des Essens wegen einen Ausflug wert, so Fassbender in «NZZ Bellevue». Doch spannen wir Sie nicht länger auf die Folter: Das sind seine zehn besten Restaurants in St.Gallen.
And the winner is ...
1. Gourmetrestaurant im «Einstein»: Unverwechselbarer Stil
Küchenchef Sebastian Zier ist ein Teamplayer. Lange kochte er zusammen mit Moses Ceylan, nun mit Richard Schmidtkonz. Gemeinsam mit dem Rest der Küchen- und Servicebrigade entwirft Zier im Restaurant des Hotels «Einstein» ein stimmiges, unverwechselbares Gesamtbild. Kombinationen wie jene aus Mais und Jalapeño sind blind seinem Stil zuzuordnen, auch Pluma vom Ibericoschwein mit Chorizo und Bohnenkraut ist in dieser Form kaum anderswo anzutreffen. Für sechs Gänge zahlt man hier 240 Franken, was im internationalen Vergleich nicht teuer ist – zumal die Weine der tollen Karte fair kalkuliert sind.
2. «Jägerhof»: Kreativ, aber nicht zu anspruchsvoll
Jägerhof-Chef Agron Lleshi hat seine Linie gefunden – mit pfiffigen Gerichten am Mittag und einer bodenständigen, aber spannenden Kreativküche am Abend. Den Geschmack der Einheimischen trifft er, aber auch die Besucher aus der Ferne sind in aller Regel begeistert – obwohl manches gar nicht allzu spektakulär klingt. Kaisergranat mit Aubergine, Kräutersuppe mit Knödel, gebackenes Ei mit Morcheln. Aber dahinter verbergen sich sublime Kreationen. Auch Spargel mit einem Eis von Sauce maltaise bekommt Lleshi, der auch ein vorzüglicher Gastgeber ist, hin.
3. «Helvetia»: Gesellige Frischeküche
Moderne, spannende Gastronomie mit Sinn für Nachhaltig- und Geselligkeit. So könnte man das von Svenja und Adrian Nessensohn geführte Lokal «Helvetia» beschreiben. Die Produzenten werden eingebunden, und das Angebot ist durchdacht. Was sich nicht nur beim Essen zeigt, sondern auch bei den Getränken – von den handwerklich gebrauten Bieren über Kombucha und Cocktails bis zu den Weinen. Wenn ein Gang aus Kohlrabi und Quinoa, Buttermilch, Cashewnüssen und Blutampfer besteht, dann wird sofort klar, dass Frische und Komplexität garantiert sind.
4. «Corso»: Kunst, Kulinarik und Wein
Küchenchef Markus Schenk ist nicht nur auf die allein oder zu zweit kommenden Gäste eingestellt, sondern auch auf jene, die als grössere Gruppen feiern oder vor dem Essen Seminare veranstalten wollen. Man kann im «Corso» morgens zum Kaffee kommen, findet mittags und abends eine Küche, die zwar nicht vegetarisch, aber bei Gemüse besonders stark ist. Spargel von Schloss Reichenau, Pasta mit Aubergine und Datteltomaten, Kohlrabi und Pak Choi. Das Offenweinangebot ist besonders empfehlenswert: Wo bekommt man schon ein Dezi vom Amphorenwein von Josko Gravner aus dem Friaul?
5. «Netts Schützengarten»: Mehr als nett
Oliver Nett und der Rest der Netts sind tatsächlich nett und haben zusammen mit Küchenchef Rafael Buschor ein grossstädtisch wirkendes gastronomisches Angebot auf die Beine gestellt, das Spass macht, kleine und grosse Portionen umfasst, vegetarische Spezialitäten und Fleischklassiker. Die hausgemachten Trüffelnudeln, der Lostallo-Lachs oder die berühmte Poularde aus Mörschwil: Alles macht Lust aufs Bestellen. Besonders zu erwähnen sind das exzellente Käse- und das individuelle Weinangebot.
6. «Neubad»: Die Genusswerkstatt
Früher war das« Neubad» die gute Gourmetstube der Stadt, in der auch ich schon vor 25 Jahren sehr zufrieden gespeist habe. Später suchte das Lokal ein bisschen seine Zukunft, die es jetzt gefunden zu haben scheint. Sandro und Natalie Vladani sprechen von einer Genussmanufaktur, was wohl aussagen soll, dass hier keine Gourmetküche im klassischen Sinne, sondern erschwingliche Vielfalt geboten wird. Wasserbüffeltatar oder Seeteufel mit Spargel etwa. Und natürlich: Pasta!
7. «Schlössli»: Regional aus Prinzip
Regionalität und Saisonalität sind Begriffe, mit denen jedes zweite Restaurant der Schweiz wirbt. Muss das «Schlössli» gar nicht, denn hier versteht sich von selbst, dass der Spargel aus dem Rheintal stammt und das zu Tatar (mit einer Rottannen-Glace!) verarbeitete Kalb aus dem Toggenburg. Als Klassiker gilt die Suppe von der blauen St.Galler Kartoffel, als weit überdurchschnittlich die Weinkarte.
8. «Candela»: Unbedingt Sorbet probieren!
Irgendwie klingt alles gut im «Candela», zumal die Nachhaltigkeit nicht nur mit Händen zu greifen, sondern auch zu schmecken ist. Braten vom Aubrac-Bio-Rind aus der Produktion eines Schweizer Demeter-Hofes gehört zu den Attraktionen. Hervorzuheben sind allerdings auch die vegetarischen respektive veganen Speisen, die mehr sind als Notlösungen, sowie die spannenden Desserts. Kalamansisorbet mit Champagner ist ein Muss für den Sommer!
9. «Zum Goldenen Schäfli»: Wiener Schnitzel auf die beste Art
Was man bei Mara Zwatz und Astrit Memetaj bestellen soll? Natürlich das, was Saison hat. Im Moment also Spargel und Sauerampfer. Der Hackbraten und das zu Ruhm gelangte Wiener Schnitzel sind kaum wegzudenken von der Karte dieses sehr persönlich geführten und charmanten Restaurants. Aussergewöhnlich ist das Offenweinangebot, besonders fair kalkuliert ist es auch.
10.«Weinstube zum Bäumli»: Stimmig und deftig
Nein, hier gibt es keine Gourmetküche. Aber das von Jacqueline Kert geleitete Restaurant «Weinstube zum Bäumli» ist so stimmig, dass man es berücksichtigen muss, wenn man von den empfehlenswertesten Lokalen St. Gallens spricht.
Alle Texte: NZZ Bellevue