Mit grosser Trauer hat der Runde Tisch der Religionen St.Gallen und Umgebung (RTdR) heute vom Tod seines langjährigen Vorstandsmitglieds – dem Rabbiner der Jüdischen Gemeinde St.Gallen, Tovia Ben Chorin – erfahren, so der RTdR in einer Mitteilung. «Wir sprechen seiner lieben Frau Adina, seiner Familie in Israel und der Jüdischen Gemeinde St.Gallen unser aufrichtiges Beileid aus. Im Schmerz fühlen wir uns über alle Religions- und Ländergrenzen hinweg verbunden.»
Die «gute Seele»
Tovia Ben Chorin (1936-2022) kann man zweifellos die «gute Seele» im interreligiösen Dialog in St.Gallen nennen. Sein Engagement schien unerschöpflich und zahlreiche Menschen aus St.Gallen wie auch aus der Umgebung verbinden mit ihm unvergessliche Erinnerungen, heisst es weiter. «In Tovia Ben Chorin trat uns ein liberaler Rabbiner entgegen, der mit Charme, Witz, Temperament, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Gastfreundschaft, einem ungeheuren Wissen und grosser Sensibilität auch für die schwierigen Seiten im interreligiösen Dialog die Menschen inspirierte.»
Hunderten von Schulkindern in St.Gallen hat er die Synagoge gezeigt, öffentliche Anlässe mit seinen persönlichen Anekdoten unvergesslich gemacht, beim Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag mit dem Schofar den Klosterplatz beschallt, beim islamischen Fastenbrechen Iftar alle Anwesenden gesegnet.
Grosses Engagement für interreligiösen Dialog
Trotz seines hohen Alters lagen Tovia Ben Chorin die Durchführung der jüdischen Gottesdienste und die Teilnahme an interreligiösen Veranstaltungen so sehr am Herzen, dass er sich über Länder- und Zeitgrenzen hinweg mit der Technik der Zoom-Übertragung vertraut machte. Bis kurz vor seinem Tod nahm er digital an Sitzungen teil.
Seinen nichtjüdischen Freunden hat er die Lektüre des grossen Religionsphilosophen Martin Buber ans Herz gelegt: Dessen Leitsätze «Am Du werden wir erst zum Ich» oder «Der fruchtbarste Augenblick ist jener, in dem man als Lehrender lernt» – das hat Tovia Ben Chorin immer gelebt. «Tovia Ben Chorin wird uns sehr fehlen. Möge er jetzt Frieden bei seinem Schöpfer finden», trauert der ganze Vorstand des RTdR.