Heute möchte ich mit Ihnen meine Freude an richtig «herzigen» St.Galler Mundartausdrücken teilen. Es sind bezeichnenderweise Begriffe die mit der Verkleinerungsform «li» enden. Dafür habe ich mir gleich vier davon ausgesucht.
Wenn ich diese Begriffe heute höre, was leider nur all zu selten der Fall ist, umgibt mich gleich so ein warmes, heimeliges Gefühl. Das liegt wohl an früher, als alles noch ein bisschen heimeliger war. Und ich selbst noch Kind; behütet und umgeben von Menschen, die mich diese Ausdrücke lehrten.
Wer würde im heutigen Umfeld davon sprechen, das Putin bimene Höörli einen 3.Weltkrieg ausgelöst hätte, dass er das Tröömli einfach nicht mehr fand. Unpassend irgendwie, diese schönen Wörter in so ein schreckliches Umfeld zu setzen. Treffend wären sie von der Bedeutung her jedoch allemal.
Bimene Höörli; fast, beinahe
Bimene Höörli kann übersetzt werden mit fast, beinahe. «Etz hetti bimene Höörli mini Täsche vegesse!» Oder: «Dä Velofahrer hett di bimene Höörli öber de Huuffe gfahre!»
Aahäuli; Anschnitt
Etwas ganz anderes ist das Aahäuli. Es gibt Menschen die lieben sie, andere hassen sie: die Anschnitte von Brot, Fleischkäse, etc.
Ich mag sie, weil sie immer besonders knusprig, gehaltvoll und von der Grösse her meist etwas kleiner sind, als die nachfolgenden Stücke, die breiter geschnitten werden. Wird im Restaurant ein Körbchen mit frischem Brot gereicht, nehme ich meist das Aahäuli. Für einen typischen Engländer, der das Brot am liebsten komplett ohne Kruste isst, ein Horror. Er wäre über so ein chüschtiges Aaäuli eines kernigen, frischen Nussbrotes alles andere als amused.
Tööpli; Händchen, Pfötchen
Auch der Begriff Tööpli wurde fast gänzlich von deutschen Begriffen, allerdings auch im «Diminutiv» (Verkleinerungsform) abgelöst. Händli, Pfötli – egal ob für den geliebten Vierbeiner, als auch das kleine Kind verwendet, lassen das Tööpli äusserst rar werden. Schon eher hört man da «Nimm gfälligscht dini Tööpe ewäg!», oder «Muesch etz du do all dromome toope!?», wenn einer wirklich als Toopli oder Tööpli auffällt. Passierte mir als Kind täglich, weil ich bei all meinen Verletzungen und Abschürfungen ständig die Krusten abkratzte. Und ich hatte viele davon... Aatööple und ometööple ist bei modernen Frauen ein heikles Thema. Man möchte sich da nicht in die Nesseln setzen. Ich auch nicht. Me too!
Tröömli; Fadenende
Unverfänglicher ist da schon das Tröömli, das eigentlich für ein «Fadenende» steht. In einer chaotischen Fadezaine ein Tröömli zu finden, kann eine ziemliche Herausforderung sein. So hat man auch das Tröömli verloren, wenn man im übertragenen Sinn «den Faden verloren hat» oder beispielsweise durch einen Schicksalsschlag nicht mehr in den gewohnten Alltag zurückfindet.
Der Diminutiv «-li» kann (vorallem für Deutsche) die gern der Schweizer Mundart mächtig wären, ganz schön daneben gehen. Denn wer überall nur ein «-li» anhängt, meint zwar oft, er könne Dialekt. Doch ein Zeltli ist noch lange kein kleines Zelt und ein Tubeli enthält nicht die verbale Schlagkraft eines Tubels!
Ein Schweizer Geschäftsmann schreibt auf einer Website, die Schweizer Dialekt-Kurse anbietet folgendes: «Deutsche sollten möglichst nie den Diminutiv -li verwenden. Kommt schlecht an. In einer geschäftlichen Verhandlung hat mein Gegenüber – ein Deutscher, der eine Schweizer Firma gekauft hatte – sich gleich mehrere Fehler erlaubt. Dass er einen Handschlag als nicht verbindlich ansah sondern meinte, er könne vor dem Notar noch nachverhandeln, wäre allenfalls noch zu entschuldigen gewesen. Dass er dann aber um ein Investment bat und fragte, ob ich „nicht noch ein paar Fränkli übrig hätte“, hat ihn dann endgültig das Geschäft gekostet. Also, versucht nicht, Schweizerdeutsch zu reden und verwendet nie die Verniedlichung -li, wenn ihr nicht mindestens in dritter Generation Schweizer seid. Besser in vierter. Wir sind da bei Neuzuzügern oft recht empfindlich.»
Da geb ich ihm absolut recht; sowas könnte gewaltig ins Hösli gehen!