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17.01.2022

Start-Event für regionale Ja-Kampagne

Markus Dick, Fachperson Tabakprävention, Sozialarbeiter und Mitinitiant «stop2drop.com».
Markus Dick, Fachperson Tabakprävention, Sozialarbeiter und Mitinitiant «stop2drop.com». Bild: pd
Am 13. Februar wird über die Initiative «Kinder ohne Tabak» abgestimmt. Wird diese angenommen, wird das Marketing für Tabakprodukte massiv eingeschränkt. Letzten Samstag wurde am regionalen Start-Event in Herisau die Vorlage vorgestellt. Rund 150 Personen wollten mehr zu diesem Thema erfahren.

«Braucht es wirklich Werbung – die sich an Kinder und Jugendliche richtet – für giftige und schnell abhängig machende Produkte wie Zigaretten, E-Zigaretten und Snus, welche für jährlich 9500 Tote in der Schweiz verantwortlich sind?» Mit dieser Frage haben sich die Teilnehmer am Start-Event zur regionalen Ja-Kampagne «Kinder ohne Tabak» auseinandergesetzt.

Die Ostschweizerin Tamara Gier ist Projektleiterin bei der Lungenliga St.Gallen–Appenzell und besucht regelmässig fünfte bis neunte Schulklassen, um sie für ein rauchfreies Leben zu begeistern: «Bereits die Schüler in der sechsten Klasse können wichtige Gründe aufzählen, weshalb Rauchen schädlich ist! Wie schafft es die Tabakindustrie immer wieder, ein hoch giftiges Produkt als attraktiv und erstrebenswert hinzustellen? Mit Werbung! Tabakwerbung informiert nicht, sie will neue Kunden – junge Kunden.»

57 Prozent der Raucher starten vor dem 18. Lebensjahr mit dem Tabakkonsum. Deshalb sei die Zielgruppe «Jugendliche» besonders interessant für die Tabakindustrie. Wegen der Tabakwerbung fangen mehr Kinder und Jugendliche mit Rauchen und nikotinhaltigen Produkten an, wie es in einer Medienmitteilung heisst.

Markus Dick, Fachperson Tabakprävention, Sozialarbeiter und Mitinitiant «stop2drop.com». Bild: pd

Ebenfalls als Befürworter auf der Bühne in Herisau, stand der renommierte Lungenarzt aus St.Gallen, Prof. Dr. Martin Brutsche: «Ich setze mich täglich für die Gesundheit von meinen Patienten ein. Ich sehe täglich das Leiden, das Tabak und Nikotin verursacht. Ich wünsche mir, dass weniger Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen anfangen und so mehr Menschen gesund bleiben.»

Markus Dick ist in Herisau aufgewachsen, engagiert sich seit 20 Jahren in der Jugendarbeit und leitet nationale Tabakpräventionsprojekte. Er ist irritiert über die Nein-Kampagne gegen «Kinder ohne Tabak»: «Die Gegenkampagne zeigt Bratwurst- und Cervelat-Bilder und will Angst machen, dass auch bald Werbung für die Olma-Bratwurst verboten wird. Mich stimmt diese Kampagne nachdenklich. Tabak- und Nikotinprodukte töten in der Schweiz jährlich 9500 Menschen. Lassen sich diese zwei Dinge miteinander vergleichen?»

Die Volksinitiative «Kinder ohne Tabak»

Am 13. Februar 2022 kommt die Volksinitiative «Kinder ohne Tabak» zur Abstimmung. Ziel sei es, Werbung für Tabak und Nikotin so einzuschränken, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr erreicht werden. Nur ein Ja zur Volksinitiative ermögliche es, Kinder und Jugendliche effektiv dort vor Werbung zu schützen, wo sie sich bewegen und informieren: wie zum Beispiel in Gratiszeitungen, am Kiosk, auf Social-Media und an Musik-Festivals.

Die Teilnehmer am regionalen Start-Event wurden zum Nachdenken angeregt. Bild: pd

Initiative ist regional und schweizweit breit abgestützt

Die Initiative «Kinder ohne Tabak» werde regional und schweizweit von einer breiten Koalition unterstützt. Dazu gehören die gesamte Ärzteschaft, die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren, alle grossen Gesundheitsorganisationen und die Dachverbände der Sport- und Jugendorganisationen sowie der Lehrerschaft und viele andere Organisationen.

Tabakkonsum schadet nachweislich

Der Tabakkonsum sei die grösste vermeidbare Todesursache in der Schweiz. Mehr als 14 Prozent der jährlichen Todesfälle in der Schweiz seien auf den Tabak zurückzuführen. Jedes Jahr sterben 9500 Menschen an tabakbedingten Krankheiten, das ist 40-mal mehr als die Zahl der jährlichen Verkehrstoten.

Gleichzeitig verursache der Tabakkonsum jedes Jahr direkte Kosten von drei Milliarden Franken im Gesundheitswesen. Das sind 4 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben. Krankenkassenprämien- und Steuerzahler bezahlen damit 363 Franken pro Kopf und Jahr – oder fast 1500 Franken pro Familie mit zwei Kindern, auch wenn sie selbst nicht rauchen. 

Fachleute und die Besucher des Anlasses in Herisau seien sich nach diesem Morgen einig: Es brauche griffigere Massnahmen, damit Kinder sowie Jugendlich rauch- und nikotinfrei aufwachsen können.

Auch für musikalische Unterhaltung wurde gesorgt. Bild: pd
pez/pd
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